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WAZ: Lehmann zum Islam-Streit: Zum Dialogder Religionen - Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Einfache Frage: War die Entschuldigung des Papstes
eine Kapitulation? Obliegt von diesem Moment an die 
Deutungsherrschaft über den Islam ausschließlich Vertretern des 
Islam, damit den besonders lautstarken Islamisten? Macht, wer sich 
mit dieser Religion auseinandersetzt, quasi automatisch der gewollten
Beleidigung von mehr als einer Milliarde Muslimen schuldig?
 Eine aufschlussreiche, weil klarstellende Antwort gab jetzt in 
Berlin der ranghöchste deutsche Katholik, Kardinal Lehmann, mit einer
Rede vor Politikern, die von der FAZ dokumentiert wurde. Lehmann 
handelt darin die Chancen und Grenzen eines Dialogs der Religionen 
ab. Er stellt dabei heraus, was Christentum und Islam (fundamental) 
voneinander unterscheidet.
Etwa das Geschichtsverständnis. Christentum und Judentum sind in 
ihrem Verhältnis zwischen Gott und Religion einerseits sowie der 
realen Welt andererseits auf Offenheit angelegt, der Islam ist durch 
den Gedanken vollständiger göttlicher Offenbarung von Beginn 
menschlicher Existenz an statisch, also unveränderbar. Lehmanns 
Schlussfolgerung: Die muslimische Deutung erschwert die 
Auseinandersetzung mit der Moderne. "In diesen Zusammenhang gehören 
auch das Verständnis des Korans als geschichtlicher Deutung 
unzugänglichem Wort Gottes und die Vorstellung von der unabänderlich 
wörtlichen Geltung des muslimischen Gesetzes, der Scharia."
Weiterhin der Dschihad, der heilige Krieg, für jeden wehrfähigen 
Muslim eine Grundpflicht. Lehmann stellt fest, in der muslimischen 
Religion habe die theologische Tradition "des kämpfenden und 
herrschenden Islam" die Zeiten überdauert. Sodann die 
Religionsfreiheit, die Freiheit mithin, zur Religion sanktionsfrei 
auch Nein sagen zu können, sowie die Autonomie von Religion und 
Staat, die in islamischen Ländern schwierig ist. In der Gewaltfrage 
gesteht Lehmann zu, dass in der Geschichte alle Religionen der 
totalitären Versuchung erlegen sind, Gewalt im Namen des Glaubens zu 
üben. Aber muslimische Gesprächspartner müssten sich schon die Frage 
gefallen lassen, weshalb "in der heutigen Weltsituation vorgeblich 
religiös motivierte und religiös legitimierte Gewalt ein Phänomen 
darstellt, das sich vorwiegend am Islam festmacht". Es geht um die 
alles entscheidende Frage, ob der Islamismus eine Verirrung darstellt
im Islam oder eine legitime Spielart. Ohne Klärung dieser Frage 
werden die Reformer, die Gemäßigten, kaum eine Chance haben. Zu einer
Art Kapitulation von Christen jedenfalls besteht kein Anlass.

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zentralredaktion@waz.de

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