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WAZ: Airbus fällt aus allen Wolken - Kommentar von Joachim Rogge
Essen (ots)
Mit atemberaubender Geschwindigkeit verschärft sich die Krise bei Airbus. Und längst ist die erneut verspätete Auslieferung des Super-Flugzeugs A 380 nicht das einzige dicke Problem der europäischen Flugzeugschmiede. Die Entwicklungskosten für den neuen Langstreckenflieger A 350, der nach massiver Kritik der Fluggesellschaften von Grund auf neu konzipiert werden muss, haben sich auf zehn Milliarden Dollar verdoppelt, der A 340 verkauft sich schlecht. Und der A 320, der Airbus bislang die Butter aufs Brot bringt, altert rapide.
Baustellen ohne Ende in einem Unternehmen, das eben noch Europas Stolz verkörperte und Boeing zuletzt noch auf der diesjährigen Farnborough-Luftfahrtmesse alt aussehen ließ. Umso bitterer der jähe Absturz. Längst nicht nur technische Probleme rund um die aufwändige Innenausstattung des A 380 haben den Airbus-Himmel verdunkelt. Drei Mal in nur anderthalb Jahren hat Airbus auch in Folge interner heftiger Rankünen den Chefsessel neu besetzen müssen. Und der aufwändige Fertigungstourismus zwischen Toulouse, Hamburg und den anderen europäischen Werken befriedigt zwar nationale Eitelkeiten, ist aber letztlich industrieller Unfug.
Die Airbus-Krise ist tatsächlich hausgemacht, spielt sich ab im Dreieck von Management, Aktionären und industrieller Fertigung. Erweiterte drakonische Sparpläne sollen nun die Milliarden-Einbußen, die die verspätete Auslieferung des A 380 mit sich bringen, auffangen. Ein naheliegender Schritt, den man geht, wenn es brennt.
Doch ebenso wichtig ist auch ein radikaler Neuzuschnitt der Unternehmensführung mit ihren deutsch-französischen Doppelköpfen, die überdies am Gängelband der Politik hängen. Jede Personalie wird hüben wie drüben zum nationalen Drama aufgebauscht. Im Airbus-Topf rühren zu viele. Und die scharfen Warnungen aus Deutschland, am Hamburger Fertigungsstandort nicht zu rütteln, verraten einmal mehr, dass betriebswirtschaftliche Logik mit Blick auf Airbus noch immer nicht an vorderster Stelle rangiert. Und ebenso groß ist der Druck aus Toulouse, bloß nichts abzugeben.
Das peinliche Eingeständnis, die Auslieferung des A 380 zum dritten Mal verschieben zu müssen, vergrätzt nicht nur Kunden und beschädigt das Image. Das Unternehmen, das eben noch vor Kraft und Selbstbewusstsein nicht laufen konnte, ist plötzlich verwundbar. Zum neuen Goldesel hatte sich der A 380 entwickeln sollen. Doch wie es im Moment aussieht, kann der Riesenjet Airbus ebenso schnell das Genick brechen.
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