Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Nato erhöht den Druck: Debatte über Kampfeinsätze - Kommentar von Angela Gareis

Essen (ots)

In Afghanistan werden deutsche Soldaten und
Politiker vielleicht noch einmal mit dem Schrecken davonkommen, weil 
es vernünftige Argumente dafür gibt, dass die Bundeswehr sich auf den
Einsatz im ruhigeren Norden konzentriert. Doch die Botschaft der Nato
wird durch stete Wiederholung schärfer: Ihr könnt euch nicht ewig 
drücken. Deutschland hat eine schwierige Debatte vor sich, die 
eigentlich niemand führen möchte. Außer dem Verteidigungsminister, 
aber Franz Josef Jung geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, als er im 
Vorfeld des Einsatzes im Libanon von einem "Kampfeinsatz" sprach. 
Angela Merkel korrigierte ihn umgehend: "Robustes Mandat ist, glaube 
ich, die richtige Umschreibung."
Auch wenn Jung seither auf dieses Wort verzichtet, er hatte 
absolut Recht. Jeder Auslandseinsatz der Bundeswehr kann jederzeit zu
einem Kampfeinsatz werden. Kein Mandat kann so sturmfest ausgestaltet
werden, dass die Wirklichkeit sich ihm beugen würde. Wenn Soldaten 
sich eines Angriffs erwehren müssen, dann ist das ein Kampfeinsatz. 
Dafür werden sie weltweit ausgebildet, auch hierzulande.
Dass Deutschland aus seiner Geschichte heraus eine pazifistische 
Grundhaltung entwickelt hat, ist aller Ehren wert. Bloß verstehen die
Verbündeten viele Vorbehalte nicht mehr, weil sie die Republik als 
souveräne Demokratie erleben. Je länger sich die Bundeswehr auf 
Stabilisierung, Wiederaufbau und Patrouille beschränkt, desto mehr 
drängt sich in der EU und in der Nato die Ahnung auf, dass 
Deutschland das Leben seiner Soldaten und seine moralische Position 
schonen wolle. Töten und Sterben sollen besser die anderen, um den 
Verdacht grob auf den Punkt zu bringen.
Aber unter Partnern, die auf Leben und Tod füreinander eintreten 
sollen, darf sich ein solches Misstrauen erst gar nicht andeuten. 
Möglicherweise wird Deutschland an Einfluss auf die Strategien der 
Alliierten verlieren, eben auch den Einfluss darauf, dass 
Wiederaufbau in Krisenregionen immer weiter in den Mittelpunkt rückt.
Eine Debatte über Kampfeinsätze zu führen, das wäre nicht allein 
gegenüber den Verbündeten ehrlich, sondern auch gegenüber den 
deutschen Soldaten. Sie erregen mehr Aufmerksamkeit, wenn sie mit 
Totenschädeln hantieren, als wenn sie sterben. In der deutschen 
Vorstellung vom bewaffneten Pazifisten taucht die Angst der Soldaten,
die auch zu Fehlverhalten führen kann, kaum auf. Gemessen an dieser 
Angst benötigte die Große Koalition für eine Debatte vergleichsweise 
wenig Mut.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 13.11.2006 – 19:35

    WAZ: Frauen und Beruhigungsmittel: Pille zum Durchhalten - Kommentar von Petra Koruhn

    Essen (ots) - Die Frauen schlucken Pillen (weil sie keine Fahne machen), die Männer Pils. Beide schlucken sich die Realität schön, um durchzuhalten. Doch es bleibt nicht schön. Schlaf- und Beruhigungsmittel, länger als zwei Wochen genommen, zerstören Körper wie Seele. Man nennt das Sucht. Ärzte müssten das erkennen. Dürften nicht sofort verschreiben. ...

  • 12.11.2006 – 21:01

    WAZ: Debatte über Rauchverbote: Einmal konsequent sein - Kommentar von Hendrik Groth

    Essen (ots) - Auch wenn es Raucher anders sehen, die Bürgerrechte werden nicht außer Kraft gesetzt, sollte der Nichtraucherschutz endlich ernst genommen werden. Die Tabakindustrie hat bislang in Berlin ganze Arbeit geleistet, denn konsequente Rauchverbote in und vor öffentlichen Räumen wie Schulen oder Ämtern, aber auch in Restaurants oder Kneipen sind die ...