Rüdiger Nehberg startet Pilotprojekt in Äthiopien
Ex-Verstümmlerinnen kämpfen gegen genitale Verstümmelung
Hamburg/Addis Abeba (ots)
Rüdiger Nehbergs Menschenrechtsorganisation TARGET hat in Äthiopien ein Pilotprojekt gegen Weibliche Genitalverstümmelung gestartet: TARGET konnte erstmals fünf ehemalige Verstümmlerinnen - Frauen, die Mädchen bislang beschnitten haben - für eine Aufklärungsaktion gegen den grausamen Brauch gewinnen. Das einmalige Projekt läuft in einer 2800-Einwohner-Stadt am Rande der Danakilwüste im Gebiet des Afar-Volkes im Osten des Landes. Die ehemaligen Verstümmlerinnen arbeiten jetzt als Hebammen. Bei ihren Hausbesuchen informieren sie die Eltern über die negativen Folgen der genitalen Verstümmelung. Eine Fotomappe dient ihnen als zusätzliche Argumentationshilfe. Eine Ärztin (sie arbeitet regulär in TARGETs Mobilem Hospital) begleitet die Aufklärerinnen bei vielen Terminen. Das Pilotprojekt wird von offizieller Seite unterstützt. Die Frauen haben für ihre Einsätze vom Clanführer ein Empfehlungsschreiben erhalten. TARGET setzt darauf, dass die genitale Verstümmelung in diesem Einsatzgebiet bald völlig aufgegeben wird. Die blutigen Beschneidungen sind nach dem Stammesgesetz der Afar zwar längst verboten, aber es wird nach wie vor gebrochen, weil unversehrte Frauen nach der Tradition als nicht "heiratsfähig" gelten. Außerdem glauben die Menschen irrtümlicherweise, dass der Islam das Ritual verlangt. Rüdiger Nehberg und Annette Nehberg-Weber sind gleich nach ihrer Hochzeit nach Äthiopien geflogen, um dieses wichtige Projekt auf den Weg zu bringen.
In Ostafrika bereits angelaufen ist TARGETs groß angelegte Aufklärungskampagne GOLDENES BUCH. Das GOLDENE BUCH ist ein von TARGET konzipiertes, preisgekröntes Buch mit religiösen und medizinischen Argumenten gegen die Weibliche Genitalverstümmelung. Die Vorbeter der Moscheen sollen es gratis und exklusiv als Predigtgrundlage erhalten. 50 000 Exemplare sind allein für Äthiopien bestimmt. Dschibuti und Sudan haben ebenfalls große Mengen geordert. In der Afar-Stadt wird schon aus dem GOLDENEN BUCH gepredigt. TARGETs Pilotprojekt mit den ehemaligen Verstümmlerinnen ist als flankierende Maßnahme zu verstehen. Wenn sich dieses Kombi-Konzept bewährt, soll es auf weitere Orte ausgedehnt werden.
Rüdiger Nehberg und Annette Nehberg-Weber sind seit 2006 Ehrenbürger des Afar-Volkes. Der Titel ist ein Dank für ihre bisherige Aufklärungsarbeit zur Weiblichen Genitalverstümmelung. In Deutschland wurden die TARGET-Gründer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
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