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Pressereise zum Thema "Erneuerbare Energien"
Haseloff: Land zielt auf Versorgungssicherheit, Klimaschutz und wettbewerbsfähige Energiepreise
Magdeburg (ots)
Sachsen-Anhalt ist das Land der Erneuerbaren Energien: Allein 2006 wurde fast 24 Prozent des im Land erzeugten Bruttostromes aus Erneuerbaren Energien gewonnen. Die Windenergie speiste dabei 2.700 Mio. kWh, die Biomasse 1.300 Mio. kWh, der Energieträger Wasserkraft 68 Mio. kWh, Deponiegase 52 Mio. kWh und die Photovoltaik rund 19 Mio. kWh ins regionale Stromnetz ein. Insgesamt wurden 4.100 Mio. kWh Strom aus Erneuerbaren Energie 2006 produziert, das ist beinahe die doppelte Menge des Bundesdurchschnitts.
"Das Ende des Ölzeitalters hat begonnen, dieser Erkenntnis müssen wir uns stellen", betonte Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff am Donnerstag vor Fachjournalisten aus ganz Deutschland, die sich im Rahmen einer Pressereise noch bis Freitag von der Spitzenposition Sachsen-Anhalts bei der Erzeugung regenerativer Energien überzeugen können. "Es ist höchste Zeit, die Energiepolitik konsequent umzustellen und auf heimische, nachwachsende Ressourcen zu bauen. Davon profitieren die Umwelt, die Menschen und die heimische Industrie gleichermaßen", sagte Haseloff während der Abendveranstaltung in Halberstadt. Die Bedeutung regenerativer Energie wächst dabei rasant. Laut Bundesumweltministerium konnten im vergangenen Jahr 114 Millionen Tonnen CO2 eingespart und Importe fossiler Brennstoffe - insbesondere von Öl und Gas - im Wert von 5,9 Mrd. Euro vermieden werden.
"Im Jahr 2007 betrug der Anteil der Erneuerbaren Energien 9,6 Prozent am Primärenergieverbrauch unseres Landes", führte Haseloff ergänzend aus. "Im Bundesdurchschnitt waren es etwa 6,6 Prozent." Die "Klimaverbesserung" wirke sich dabei auf alle Bereiche aus, wie z.B. die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung oder auf die Arbeitsmarktsituation. So ist allein die Zahl der Arbeitsplätze in dieser Zukunftsbranche auf rund 240.000 im Bundesgebiet gestiegen, in Sachsen-Anhalt sind es rund 16.000.
Marktführerschaft - made in Sachsen-Anhalt
"Gerade Unternehmen aus unserem Land tragen dazu bei, die deutsche Technologieführerschaft zu unterstreichen", erklärte Minister Haseloff. "Erwähnt sei nur die Q-Cells AG, der weltweit größte, konzernunabhängige Hersteller von Solarzellen, oder die Enercon GmbH, einer der führenden Hersteller von Windenergieanlagen." Mehr als die Hälfte der im vergangenen Jahr installierten Windenergieanlagen produzierte das Unternehmen, das mit drei Standorten in Magdeburg vertreten ist. Die 2004 eingeführte neue Rotorblattgeometrie erhöht die Ertragswerte signifikant, bei gleichzeitiger Verringerung der Schallemissionen und Reduzierung der einwirkenden Lasten. Das innovative Antriebssystem aus wenigen drehenden Bauteilen ermöglicht einen nahezu reibungslosen Energiefluss.
Regenerative Modellregion Harz - Gewinner des E-Energy Wettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
Doch nicht nur in der Produktion von Windkraftanlagen setzt das "Frühaufsteher-Land" Maßstäbe, auch in ihrer Nutzung wird Sachsen-Anhalt immer mehr zum "Musterländle". Damit steht Sachsen-Anhalt nach Niedersachsen und Brandenburg an dritter Stelle in der Stromerzeugung aus Windkraft. Die Windverhältnisse zwischen Altmark und Harz sind für 2000 Windrotoren günstig: Sie weisen an den Standorten exzellente Stromerträge aus und können zwei Fünftel des Nettostromverbrauchs abdecken. Es ist daher nicht verwunderlich, dass immer mehr Kommunen ihre Versorgung auf regenerative Energien umstellen, wie z.B. die "Stadt der Erneuerbaren Energien", Dardesheim im Harz. Sämtliche benötigten Energien (Strom, Wärme, Verkehr) können aus heimischen erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Das Besondere an Dardesheim ist, dass hier alle drei Energiearten - Wind, Solar und Biomasse - zusammenspielen. 33 Windräder ragen über dem Dardesheimer Hausberg, dem Druiberg, auf einer ehemaligen Radaranlage der Russen in den Himmel. Darunter auch eines der leistungsfähigsten Windräder der Welt, eine 125 Meter hohe Sechs-Megawattanlage (der Enercon GmbH), die allein mehr als 4.000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen kann. Insgesamt erzeugt der Windpark Druiberg das 40-fache des gesamten Stromes der Kommune. Die überschüssige Energie wird in das Netz der HSN eingespeist, was sich dank des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes ebenfalls positiv bezahlt macht.
Um den Strom aus Erneuerbaren Energien noch effizienter zu nutzen und die Netzstabilität bei zu hohen Schwankungen zu sichern, wollen der Windpark Dardesheim sowie HSN, E.ON-Avacon und die Vattenfall Europe GmbH überschüssige Kapazitäten im 30 km entfernten Pumpspeicherwerk Wendefurth speichern. Diese Planung war Ausgangpunkt für das weit größere Projekt mit 14 weiteren Partnern zur Entwicklung eines regionalen regenerativen Kombikraftwerkes mit den regionalen Biogas- und Solaranlagen unter Beteiligung variabilisierungsfähiger Verbrauchslasten und weiterer Speichertechnologien wie Elektrofahrzeuge.
Das als "RegModHarz - Regenerative Modellregion Harz" zusammengefasste Projekt ist im März dieses Jahres als eines von sechs Gewinnern des E-Energy Wettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie sowie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ausgezeichnet worden. Beteiligt sind daran u.a. auch der Landkreis Harz, die dort tätigen vier regionalen Stadtwerke Halberstadt, Blankenburg, Quedlinburg und Wernigerode, die Siemens AG sowie die Universität Kassel und die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität.
Wind und Sonne im Zapfhahn
"Die Benzin- und Dieselpreise an den deutschen Tankstellen werden weiter munter steigen, da müssen wir uns langfristig nichts vormachen", sagte Dardesheims Bürgermeister Rolf Dieter Künne. "Auch hier setzen wir auf Alternativen: Wir tanken elektrisch betriebene Autos mit Sonnen- und Windenergie. Unser E-Golf erreicht eine Geschwindigkeit von 100 km/h und eine Reichweite von rund 100 km." Inzwischen wird in Dardesheim zehnmal mehr Energie erzeugt, als für Strom Wärme und Mobilität benötigt wird.
Energieversorgung aus nachwachsenden regionalen Rohstoffen
Ein weiteres Paradebeispiel für die nachhaltige Umsetzung eines ausgewogenen Energiemixes auf kommunaler Ebene sind auch die Stadtwerke Wanzleben. Hier ergänzen sich Biogas und Solarthermie. Die 2004 in Betrieb genommene Biogasanlage hat eine Leistung von 500 KW elektrisch / 660 KW thermisch und kann 1300 Haushalte mit Strom versorgen. Das sind 25 Prozent Versorgungsanteil im Bereich der Fernwärme der Stadt Wanzleben. Die Biomasssekraftanlage nutzt dabei die Rohstoffe aus der ansässigen Landwirtschaft: Ausgangsstoffe sind z.B. Maissilage und Gülle. Die kommunale Energieversorgung ergänzt eine Solarthermieanlage mit einer Jahresheizleistung von 245.000 kWh, der zusammen mit der Biogasanlage ab dem Sommer den gesamten Wärmebedarf der Stadt decken wird. Einen hohen Energieertrag garantieren die Hightech-Sonnenkollektoren im Vergleich zur Wärmeer-zeugung mit fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas. CO2 -Emissionen werden um 170 t/a reduziert. Somit liefert die Solarthermieanlage Wanzleben einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz.
"Mit dem Ausbau der energetischen Nutzung von Biomasse wollen wir in den kommenden Jahren, auch mit Mitteln des EU-Strukturfonds, die Emission von Klimaschadgasen weiter senken und einen noch stärkeren Beitrag zum Klimaschutz leisten", ergänzte Haseloff. EU-Energiekommissar Andris Piebalgs hat bei seinem Besuch der Stadtwerke Wanzleben im Frühjahr dieses Jahres den Stellenwert regenerativer Energieträger und die Erfahrungen beim Einsatz von europäischen Mitteln zur Förderung von alternativen Energietechno-logien ausdrücklich gelobt.
Gefahr für blühende Landschaften?
Im Bereich der Herstellung biogener Treibstoffe nimmt Sachsen-Anhalt bereits heute eine führende Position ein. Rund 70 Prozent der Kapazitäten für Bioethanol in Deutschland und nahezu die Hälfte für Biodiesel stehen in Sachsen-Anhalt. Nachdem sich die Besteuerung auf Biodiesel zum 1. Januar 2008 um 6 auf 15 Cent je Liter erhöht hat, ist es zu einem dramatischen Absatzeinbruch gekommen. Ein Minus von 37 Prozent vermeldet die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V. (AGQM) allein für die ersten Monate des Jahres. "Hochsubventionierte Billigimporte aus Übersee einerseits bei gleichzeitiger, unbotmäßiger Besteuerung unseres heimischen Biodiesels andererseits können zu einem völligen Stillstand führen", befürchtete Haseloff. "Leider sind unsere mahnenden Worte an den Toren des Bundesfinanzministeriums bis dato ungehört abgeprallt." Dabei erkennt auch die landwirtschaftliche Industrie zusehend ihre Rolle im Mix Erneuerbarer Energien. Vor den Toren Wanzlebens investiert die Nordzucker AG in eine 70 Mio. große Anlage zur Bioethanol-Produktion. In Klein-Wanzleben sollen jährlich zunächst 130.000 Kubikmeter Bio-Kraftstoff aus Rüben hergestellt werden. Den Rohstoff liefern 3.600 Landwirte aus vier Bundesländern. Mit der Verarbeitung der Feldfrucht ergänzt neben dem Raps und dem Weizen ein weiterer Bio-Kraftstoff die heimische Wertschöpfungskette.
Neue optimierte Wege der Energiegewinnung
Sachsen-Anhalter Unternehmen erforschen und nutzen jedoch nicht nur die Elemente Sonne, Wasser und Luft, sie setzen auch verstärkt auf Erdwärme. Bereits unterhalb einer Tiefe von 20 m hat die Sonne keinen Einfluss mehr auf die Temperatur des Bodens. In oberflächennahen Bereichen sind die Erdtemperaturen mit 7 bis 11 Grad in Deutschland relativ niedrig. Je tiefer man bohrt, desto höher steigt allerdings ihre Temperatur - je hundert Meter um ca. 3 Grad Celsius. Die BLZ Geotechnik Gommern nutzt die Potenziale der oberflächennahen Geothermie. Dank der Nähe zum Bergbau, der Vielseitigkeit der Geschäftsfelder und intensiver Forschung konnte das mittelständische Unternehmen 2002 ein innovatives Verfahren zur Gewinnung von Erdwärme für Jedermann einführen, das energie-, umweltschonend und bezahlbar genutzt werden kann. Das System AmoTherm hat eine wesentlich höhere Wärmeentzugsleistung als vergleichbare Systeme. Weltweit zählt die BLZ mit diesem Innovationsvorsprung zu den Marktführern im Bereich der Geothermie.
Auch im Bereich der Optimierung von Brennstoffzellen, Batterien und Superkondensatoren stehen Unternehmen aus Sachsen-Anhalt international für Qualität - made in Germany. Die FuelCon AG in Barleben setzt mit großem Erfolg auf Test-, Fertigungs- und Diagnosesysteme für Brennstoffzellen, die eine Grundlage effektiver Energienutzung sind. Mit der Teststandsserie "Evaluator" stellt das Unternehmen Prüfstände für alle typischen Brennstoffzellentechnologien wie in einem Leistungsbereich von einigen Watt bis zu 150 kW Brennstoffzellenleistung her. Darüber hinaus bietet FuelCon ein umfangreiches Portfolio an Diagnosegeräten und Erweiterungsoptionen. Ein Know-how, auf das die Forschung immer stärker zugreift. So untersucht das unlängst in Dresden eröffnete Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in seinem SOFC-Testzentrum die Praxistauglichkeit von Brennstoffzellenstacks und -systemen mit Hilfe von FuelCon Testständen. Die Stacks eignen sich als mobile Stromgeneratoren für Campingfahrzeuge, Boote, LKWs oder PKWs, aber auch für die stationäre Anwendung zur Strom-, Wärme- und Kältegewinnung oder zur Verstromung von Biogas in der Landwirtschaft. Die FuelCon AG wurde in ihrer Forschungsarbeit durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen der Förderungen von Innovationsassistenten unterstützt.
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Pressekontakt:
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Frauke Flenker-Manthey
Pressesprecherin
Am Alten Theater 6
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