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Saarbrücker Zeitung: Klimaforscher Schellnhuber warnt vor dramatischer Beschleunigung des Klimawandels - Globale Kippelemente aktiviert - "Destabilisierung viel weiter fortgeschritten, als die meisten denken"

Berlin / Saarbrücken (ots)

Der Leiter des Potsdam-Instituts für
Klimafolgenforschung und Klimaschutzbeauftragte der Bundesregierung, 
Hans Joachim Schellnhuber, hat vor einer dramatischen Beschleunigung 
des Klimawandels gewarnt. "In fast allen Bereichen verlaufen die 
Entwicklungen schneller als bisher angenommen", sagte Schellnhuber 
der "Saarbrücker Zeitung" (Montagausgabe). "Wir sind auf dem Weg zur 
Destabilisierung des Weltklimas viel weiter fortgeschritten, als die 
meisten Menschen und ihre Regierungen denken". So deute vieles darauf
hin, dass derzeit einige globale Klima-"Kipppunkte" aktiviert würden.
Das arktische Meereis etwa schmelze schneller als erwartet, zudem 
gebe es Anzeichen, dass das gesamte Klimamuster am Nordpol "bereits 
in einen neuen Zustand umgeschlagen ist". Für die Arktis sei bei der 
jetzigen Erderwärmung von 0,8 Grad die Grenzlinie offenbar 
überschritten. Beim Grönlandeis, "der Achilles-Ferse des Planeten 
schlechthin" liege die Grenze bei etwa zwei Grad-Erderwärmung. Es 
schmelze ebenfalls schneller als gedacht. Real seien nach neueren 
Untersuchungen aber schon 2,4 Grad Erderwärmung im Klimasystem 
einprogrammiert, die nur durch die Luftverschmutzung in Teilen der 
Welt noch verdeckt würden. Wenn das Grönlandeis komplett kollabierten
sollte, würde der Meeresspiegel laut Schellnhuber um sieben Meter 
ansteigen. "Dann gäbe es die heutigen Küsten nicht mehr, auch nicht 
in Deutschland". Es gebe rund ein Dutzend Kipp-Element im globalen 
Klimassystem, darunter auch der Amazonas-Regenwald und die 
Himalaja-Gletscher. Nur wenn die Erderwärmung bei zwei Grad gehalten 
werde, könne man die meisten dieser Kipp-Vorgänge vermeiden, 
"möglicherweise aber nicht alle". Dazu müsse der globale CO2-Ausstoß 
bis 2050 halbiert werden, was für die Industrieländer ein Minus von 
80 bis 90 Prozent bedeute. Bis 2020 müsse dieser Prozess eingeleitet 
sein. "Wenn nur eine Seite versagt, Industrieländer oder 
Schwellenländer, dann ist ein desaströser Klimawandel unvermeidbar", 
sagte Schellnhuber der "Saarbrücker Zeitung".

Pressekontakt:

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Büro Berlin

Telefon: 030/226 20 230

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