Saarbrücker Zeitung: EKD-Sozialexperte Wagner kritisiert Rüttgers-Vorschlag
Staat an Motivationsproblemen Langzeitarbeitsloser wie Henrico F. mitschuldig
Berlin / Saarbrücken (ots)
Der Sozialexperte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gert G. Wagner, hat den Vorschlag des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers für eine längere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes kritisiert. "Solche Vorschläge helfen nur kurzfristig denen, die bereits arbeitslos sind. Als präventives Mittel gegen die Langzeitarbeitslosigkeit sind sie kontraproduktiv", sagte Wagner der "Saarbrücker Zeitung" (Sonnabend-Ausgabe). Wagner leitet die Kammer für Soziale Ordnung der EKD und ist Verfasser der aktuellen EKD-Denkschrift zur Armut in Deutschland. Die Kürzung der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld und die Verbesserung der Vermittlung durch die Bundesagentur für Arbeit seien "richtige Schritte" gewesen, betonte der Wirtschaftswissenschaftler. Im Zusammenhang mit dem Fall Henrico F., der Jobangebote des SPD-Vorsitzenden Kurt Beck abgelehnt hatte, sagte Wagner, letztlich sei der Staat schuld, wenn ein solcher Arbeitsloser Motivationsprobleme zeige, denn er habe die Langzeitarbeitslosigkeit nicht entschlossen bekämpft. Zahlreiche Untersuchungen zeigten, dass bei Langzeitarbeitslosen uch ein neuer Job anders als bei Kurzzeitarbeitslosen ihre Lebenszufriedenheit nicht mehr anhebe. "Fördern und Fordern ist ein gutes Prinzip. Aber wenn jemand schon in der Falle der Langzeitarbeitslosigkeit ist, dann ist mit Fordern nicht mehr viel zu erreichen". Die EKD fordert in ihrer Denkschrift für Langzeitarbeitslose die Bereitstellung von staatlichen Arbeitsplätzen, wie es sie zum Beispiel in Dänemark gibt (dritter Arbeitsmarkt).
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