Neue OZ: Kommentar zu Russland
U-Boote
Osnabrück (ots)
Boote neu, Denken alt
Das passt nicht zusammen. Erst wenige Tage sind vergangen, seit Präsident Dmitri Medwedew Russlands Rückkehr in den Status einer See-Großmacht mit weltweiter Geltung angekündigt hat. Aber Russlands Atom-U-Boote werden für ihre Besatzungen immer wieder zu tödlichen Fallen.
Das Unglück mit 20 Toten auf der nagelneuen "Nerpa" reiht sich an fünf schwere Havarien, die es allein in den vergangenen sechs Jahren mit nuklear getriebenen U-Booten gegeben hat. Obwohl Russlands Verteidigungsetat für das kommende Jahr das Zehnfache seines Volumens von 2000 hat. Obwohl West-Hilfe für die Bewältigung der Altlasten aus dem Betrieb der Atomflotte diesen Etat massiv entlastet. Obwohl der Bau von mindestens 20 Atom-U-Booten bis 2023 angekündigt ist und einen Schwerpunkt in Medwedews ehrgeizigem Rüstungsprogramm bildet.
Da wird altes, sowjetisches Denken erkennbar: Nukleare Prestige-Projekte gehen vor. Auch wenn der Bedarf sichtbar woanders liegt: in der Schiffssicherheit zum Beispiel oder in der persönlichen Ausrüstung. Im Georgien-Krieg nutzte der Gegner häufig die gleichen Waffensysteme wie die Russen - aber in deutlich modernerer Version.
Das alles zeugt von der Geringschätzung des Faktors Mensch in der Armeereform. Wie auch die Kameradenschinderei in den Ausbildungskompanien, wie die sozialen Probleme vieler Soldaten - und wie der schreckliche Tod von Seeleuten auf Schiffen, die doch der Stolz der russischen Rüstung sind.
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