Neue OZ: Kommentar zu Film
Festivals
Berlinale
Osnabrück (ots)
Falscher Maßstab
Berlinale-Chef Dieter Kosslick freut sich: Mit 220000 verkauften Tickets hat er schon jetzt die Summe des Vorjahrs erreicht. Wundern kann ihn das nicht. In diesem Jahr ist der Friedrichstadtpalast zum Spielort geworden; er hat 1800 Plätze und bringt knapp 50 Vorstellungen. Insgesamt sind das fast 90000 Karten - auch wenn nicht alle in den Verkauf gehen.
Das Beispiel zeigt aber: Die Ticketbilanz ist nicht der Erfolgsmaßstab des Festivals. Wo die Zuschauer selbst werktags früh vor den Schaltern campieren, lassen sich so viele Karten verkaufen, wie es Plätze gibt. Selbst Langweiler aus fernsten Ecken der Welt laufen zu Festival-Zeiten vor ausgebuchten Sälen. Schon die letzte Berlinale endete mit Rekorden, auch sie dank neuer Spielorte.
Kosslick muss sich daran messen lassen, ob die Euphorie der Februartage auf das Kinojahr ausstrahlt. Das geht nur, wenn nichts als gute Filme im Zentrum stehen. Die darf und muss ein Festival über Stars vermarkten - wenn es denn Filmstars sind. Hier darf man Fragezeichen setzen: Im letzten Jahr glänzten dort Musiker wie die Stones - nun sitzt Schriftsteller Henning Mankell in der Jury, neben ihm Alice Waters, eine Foodaktivistin (und auch Filmarchivarin). Solche Prominenz schafft Aufmerksamkeit, nur eben nicht für Filme.
Daniel Benedict
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