Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Osnabrück (ots)
Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel
Geht es hier um die Lebenslüge einer ganzen Generation? Oder doch nur um ein Detailproblem des Umgangs mit historischen Quellen? Die immer neuen Kontroversen um verschwiegene, verdrängte, nicht mehr erinnerte oder womöglich doch unfreiwillige Mitgliedschaften in der NSDAP berühren jedenfalls grundsätzliche Einschätzungen. Können wir Autoren glauben, die sich nicht mehr daran erinnern wollen, dass sie als junge Männer in die Partei der Nationalsozialisten eingetreten sind? An der Antwort auf diese Frage hängt nichts weniger als die Glaubwürdigkeit einer Literaturszene, deren Protagonisten sich nach 1945 als moralische Instanzen positionierten.
Die Lage ist deshalb so fatal, weil von Historikern keine eindeutigen Antworten kommen. Erst wenn geklärt ist, ob es Mitgliedschaften ohne Unterschrift wirklich gab, sind die Sachverhalte zu klären. Bis dahin sind wir auf die Aufrichtigkeit der Betroffenen angewiesen. Es liegt an ihnen, den Anspruch der Wahrhaftigkeit, den sie an andere gerichtet haben, nun auch auf sich selbst zu beziehen. Dabei müssen gerade sie konsequent sein. Viel mehr als andere.
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