Neue OZ: Kommentar zu Kirchen
Papst
Enzyklika
Osnabrück (ots)
Starker Appell
Papst Benedikt XVI. prangert vor dem G-8-Gipfel zu Recht die Verwerfungen in der Weltwirtschaft an, ohne die Chancen für die Zukunft zu übersehen. Ihm geht es nicht um die Abschaffung der Gewinnmaximierung, Säule der sozialen Marktwirtschaft, sondern um die Ächtung einer Gewinnmaximierung um jeden Preis.
Die Weltfinanzkrise hat vor Augen geführt, wie unter Applaus von geblendeten Politikern und Behörden angebliche Finanzeliten ein fast kriminelles Schneeballsystem etablieren konnten, das einen ökonomischen Tsunami ausgelöst hat. Dass die Verursacher die Gewinne kassierten und die Verluste dem Steuerzahler aufbürden konnten, als Dank auch noch Millionen-Abfindungen erhielten, sind Symptome eines Sittenverfalls, den der Papst mit der notwendigen Härte geißelt.
Die Antwort auf die Globalisierung darf nicht im Rückfall in einen Manchester-Kapitalismus bestehen. Dem globalen Markt muss die Staatenwelt globale Regeln setzen: Wohlstand und Entwicklung fördern, Ausbeutung und Kasinokapitalismus stoppen. Dazu wird jedoch keine "neue Weltautorität" benötigt, wie sie der Papst fordert. Dieser Ansatz ist illusorisch und tendenziell gefährlich für die nationalen Demokratien. Richtig dagegen ist sein Appell, sich auf die Ethik zu besinnen. Das Prinzip "Erst kommt das Geld und dann nichts" greift um sich - leider nicht nur in der Finanzwelt.
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