Neue OZ: Kommentar zu Clintons Nordkorea-Mission
Osnabrück (ots)
Preis nicht zu hoch
Nordkoreas Diktator Kim Jong Il scheint auf das Gruppenbild mit Bill Clinton gepocht zu haben wie ein Jäger, der soeben eine große Trophäe erlegt hat. Er, der schon so oft totgesagt wurde, kann sich nun in seiner Propaganda darin schmücken, dass ihm ein ehemaliger US-Präsident quasi zu Füßen gelegen hat. Diplomaten nennen das "ein Gespräch auf Augenhöhe".
Für einen der übelsten Tyrannen der Gegenwart, der mit seinen Atombomben und Raketen halb Asien erpresst, sein Volk einkerkert und hungern lässt, mag das ein Erfolg sein. In Wahrheit hat Clinton nichts weiter getan, als zwei US-Journalistinnen aus dem Reich der Finsternis herauszuholen.
Es ging hier allein um die Rettung zweier Schicksale, nicht um Zugeständnisse beim nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramm. Wäre es um einen atomaren Freibrief gegangen, wie wilde Spekulationen behaupten, säßen die beiden Frauen noch heute im Arbeitslager. Doch mit Geiselnehmern, Kinderschändern und Massenmördern spricht man schließlich auch, wenn so Opfer vermieden werden können. In diese Kategorie fällt Clintons Nordkorea-Mission. Er nutzt wie viele ehemalige US-Präsidenten vor ihm seine besondere Position dazu, um politische Minenfelder zu umgehen. Dies ist ihm in Pjöngjang gelungen.
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