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Neue OZ: Kultur-Kommentar

Osnabrück (ots)

Traurige Tradition
Auch ganz entsetzliche Bräuche haben ihre traurige Tradition. 
Musik und Folter stehen schon so lange in einem unheilvollen 
Zusammenhang, dass es schier unvorstellbar ist, dieser Kombination 
noch in einer zivilen Gesellschaft wie der amerikanischen zu 
begegnen. Übelste Diktaturen haben zu Musik gefoltert. Da muss es den
Gefangenen in Guantánamo wie blanker Hohn vorgekommen sein, 
ausgerechnet in einer Demokratie dem gleichen Verfahren ausgesetzt 
worden zu sein.
Der Protest der betroffenen Künstler ist mehr als verständlich. 
Sicher nie hätten sie sich träumen lassen, dass ihre Hits, die 
Millionen beglücken sollten, nun vermutlich Häftlingen lebenslang zum
Brechmittel geworden sind. Den Folterern ist eine solche 
Pervertierung natürlich gleichgültig. Der Zweck heiligt ihnen die 
Mittel.
Deshalb ist zwar weitaus harmloser, aber auch nicht 
unproblematisch, was seit Jahren im Hamburger Hauptbahnhof 
praktiziert wird: Musik von Mozart, Händel oder Smetana beschallt 
laut und satt die Bahnhofs-Vorplatte, dort, wo sich die Drogenszene 
allzu gern aufhält. Mit dem Ziel, diese zu vergraulen, weil Junkies 
angeblich klassische Musik nicht ausstehen können. Dies ist zwar eher
ein lustiger, aber eben auch manipulativer Missbrauch von Musik.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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