Neue OZ: Kommentar zu Prozesse
Mord
Ägypterin
Auftakt
Osnabrück (ots)
Sachlich bleiben
Selten stand ein deutsches Gericht so massiv unter Druck und internationaler Beobachtung wie das Dresdner Landgericht. Dort muss sich seit gestern ein Mann verantworten, der aus fremdenfeindlichen Motiven die schwangere Ägypterin Marwa El-Sherbini vor den Augen ihres dreijährigen Kindes erstochen und ihren Ehemann schwer verletzt haben soll. Nicht irgendwo, sondern in ebenjenem Justizgebäude.
Die schockierende Bluttat wird seit Wochen von Teilen der arabisch-muslimischen Welt als Beleg für Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland instrumentalisiert. Die Vorsitzende Richterin tat daher gut daran, gleich zu Beginn des Prozesses sachlich zu betonen, dass es sich nicht um ein politisches Verfahren handelt. Besonnenheit, exakte Einhaltung der Strafprozessordnung und Fairness allen Beteiligten gegenüber - diese für jeden Prozess selbstverständlichen Werte müssen bis ins letzte Detail gewahrt bleiben. Nur so kann die Justiz den teils hysterischen Forderungen nach harter Bestrafung standhalten. Schließlich gilt es nicht nur, die Beweggründe und die Psyche des 28-jährigen Täters zu ergründen.
Es muss zudem geklärt werden, wie Alex W. unbemerkt ein Messer ins Gericht bringen und warum ein Polizist Marwas Ehemann irrtümlich für den Täter halten konnte. Im Übrigen: So wichtig es ist, einer Islamphobie entgegenzutreten, so nötig ist es auch, die russlanddeutsche Herkunft des Täters außen vor zu lassen.
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