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Neue OZ: Kommentar zu Personalien
Enke
Tod

Osnabrück (ots)

Tabu-Themen einer Glitzerwelt
Die Ursache von Robert Enkes Selbstmord ist seit gestern bekannt, 
über den Auslöser sollte man nicht spekulieren. Und man darf sich 
nicht weiden an den Details seines tragischen Todes. Das geht uns 
nichts an.
Seine Frau Teresa hat in bemerkenswerter Weise freiwillig von der 
Krankheit erzählt, unter der ihr Mann litt. Das muss uns reichen, 
denn es gibt auch eine Privatsphäre nach dem Tod. Dennoch ist Enkes 
Tod mehr als ein tragischer Einzelfall, mehr als eine 
mitleiderregende Katastrophe des Alltags, wie sie jeden Tag einen von
uns treffen kann.
Seine Krankheit zeigt: Im System Profifußball ist kein Platz für 
Schwächen, es gibt keinen Blick für die persönlichen Nöte des 
Einzelnen. Was zählt: Fitness, Nervenstärke, Coolness, 
Leistungsbereitschaft - ein Spieler muss funktionieren.
Enke hatte Angst. Angst vor dem Versagen, Angst, dass seine Krankheit
bekannt würde; er fürchtete um seine Karriere. Er wollte keine 
Schwäche zeigen, deshalb verbarg er das, was er für eine hielt. Als 
eine Schwäche gilt in dieser Macho-Welt auch die Homosexualität - ein
Tabuthema, denn ein Outing hätte verheerende Folgen. Deshalb 
kursieren immer wieder anonyme Bekenntnisse schwuler Fußballer über 
ein kaum erträgliches Doppelleben.
Auch über den Umgang mit dem eigenen Körper wird nicht gern 
gesprochen: Medikamentenmissbrauch ist weit verbreitet; ohne 
Rücksicht auf Spätfolgen werfen Profis Schmerzmittel ein, um den 
Stammplatz zu behaupten. Das sind Tabu-Themen in der Glitzerwelt des 
Fußballs, in diesem Spiel um Millionen und für Millionen, das sich so
überhöht und so überhöht wird. Nur in Momenten wie diesem, wenn die 
menschliche Tragik die glatte Oberflächlichkeit durchbricht, hält das
System inne und erkennt fassungslos, dass Fußball doch nicht alles 
ist.
Nicht alles sein darf, möchte man rufen. Robert Enkes Tod bleibt uns 
allen ein Rätsel, sein Leben aber ist auch eine Warnung für alle, die
glauben, Fußball sei das Wichtigste, das Einzige, das Größte.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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