Neue OZ: Kommentar zu Sprache
Jugend
Osnabrück (ots)
Bestürzend mitleidlos
Das Jugendwort des Jahres beeindruckt, weil es eine triste Wirklichkeit auf den Punkt bringt und ihr zugleich vollkommen entspricht. Denn die Wortbildung ist selbst von unübertreffbarer Mitleidlosigkeit. Die Feststellung, dass Wörter des Jahres in jedem Fall Trendbarometer sind, erfüllt sich damit auf ernüchternde Weise.
Während Sprachforscher die Wandelbarkeit von "hartzen" bewundern, das mit Präfixen seinen Sinn subtil zu differenzieren vermag, bestürzt die deprimierende Passivität, die sich in diesem Wort artikuliert. Der Unterschied zu früheren Modewörtern der Jugendsprache ist eklatant. "Null Bock" und "No Future" taugten als Formeln bewusster Verweigerung noch zum Statement. "Hartzen" bezeichnet keine Protesthaltung mehr, sondern die Hinnahme endgültiger Ausschließung. "Pisaopfer" sagt ebenso klar, worum es geht: um Menschen, die auf der Strecke bleiben.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell