Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan
Bildung
Osnabrück (ots)
Nicht versickern lassen
Es fehlt niemals an großen Worten, wenn es um das Thema Bildung geht. Von Menschenrechten ist dann die Rede, von Freiheit und Emanzipation, vom Lernen fürs Leben. Dort, wo zumindest grundlegende Bildung jedem Bürger zugänglich ist und wo sie als sicheres Gut gilt, erscheinen solche Parolen bisweilen hohl - mögen sie noch so richtig sein. In Ländern, wo Bildung nur wenigen vorbehalten bleibt, haben diese Begriffe im Alltag der Menschen überhaupt keinen Platz. Wenn Deutschland sich nun mit einer Bildungsoffensive für mehr und bessere Bildung in Afghanistan einsetzt, ist das natürlich ein lobenswerter Vorstoß. Mit internationaler Hilfe wurden tatsächlich mehr Schulen gebaut, mehr Lehrer ausgebildet, mehr Kinder zum Unterricht geschickt.
Wer aber glaubt, dass es im gemarterten Afghanistan reicht, Bildungsmittel und -strukturen lediglich bereitzustellen, liegt falsch. Auf dem Papier gibt es dort das Recht auf Bildung für alle; es wurde vor sechs Jahren als Errungenschaft der neuen afghanischen Verfassung bejubelt. Der Abschied vom Steinzeit-Regime ist gerade im Bildungsbereich oft Theorie. Zur Realität gehört, dass die Taliban Mütter bedrohen, wenn diese ihre Töchter in die Schule schicken. Dazu gehört auch, dass Armut die Menschen von den Schulen fernhält. Sollen die Geldflüsse am Hindukusch nicht versickern, braucht es mehr als punktuelle Offensiven.
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