Neue OZ: Kommentar zu Prozesse
Terrorismus
Sauerland-Gruppe
Osnabrück (ots)
Die hausgemachte Gefahr
Mit dem Urteil gegen die Sauerlandgruppe hat der wichtigste Terrorprozess auf deutschem Boden seit dem 11. September 2001 ein überzeugendes Ende gefunden. Die Schwere der geplanten Anschläge, aber mehr noch die detaillierten Geständnisse der Islamisten heben den Prozess aus allen bisherigen Verfahren heraus.
Nie zuvor konnten die Sicherheitsbehörden in einem Gerichtssaal derart viel über islamistische Netzwerke lernen. 1700 Seiten gaben die verhinderten Attentäter zu Protokoll. Man stelle sich vor, RAF-Terroristen hätten je so offen ausgepackt. Die Angeklagten eröffneten damit tiefe Einblicke in das verstörende Phänomen des deutschen Dschihad.
Zwei deutsche Konvertiten und zwei türkischstämmige Männer wollten in ihrer Heimat ein Inferno anrichten. Schock und Ratlosigkeit darüber sind einer klaren Sicht auf die Motive gewichen. Radikale Verführer versprachen jungen Männern in Lebenskrisen vermeintlichen Halt und säten fanatischen Hass. Mit dem Urteil gegen die Sauerländer ist die hausgemachte Gefahr leider nicht gebannt. Die Ulmer Terroristen-Szene, in der die Verurteilten wurzelten, ist weiter aktiv. Etliche Fanatiker setzten sich in ausländische Terrorlager ab. Andere tauchten in eine der etwa hundert Moscheen ab, die in Deutschland als radikal gelten. Mit den Lehren des Düsseldorfer Prozesses haben die Behörden aber bessere Chancen denn je, neue Attentatspläne zu verhindern.
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