Neue OZ: Kommentar zu Vertriebene
CDU
Steinbach
Osnabrück (ots)
Rückzug zu begrüßen
Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen: So meldete Adolf Hitler den Angriff auf die polnischen Stellungen auf der Westerplatte. Erika Steinbach erinnert unwillkürlich an diese propagandistische Umkehr der Tatsachen, wenn sie Polens Teilmobilmachung vom März 1939 in einen auch nur rudimentären kausalen Zusammenhang mit dem deutschen Angriff rückt.
Dieser in der Tat erfolgte militärische Schritt muss nicht zum ersten Mal als revanchistisches Vehikel herhalten. Er zählt zu den Klassikern der verharmlosenden Rhetorik. Steinbach weiß das, schließlich bewegt sie sich auch in Kreisen, die solches tun. Eine offizielle deutsche Mobilmachung war zuvor übrigens gar nicht erfolgt, auch keine Kriegserklärung, sondern bekanntlich lag das auf harmlos getrimmte Schulschiff "Schleswig-Holstein" zum Freundschaftsbesuch in der freien Stadt Danzig, als es den 2. Weltkrieg eröffnete. Die Polen hatten zuvor das einzig Richtige getan und Vorsorge getroffen: Litauen hatte das Memelland ans Reich abgetreten, deutsche Truppen marschierten in Prag ein. Die Gefahr lag in der Luft.
Dass der Streit um Steinbachs Spruch und dessen Deutung nun zu ihrem teilweisen Rückzug aus der CDU-Spitze führt, ist zu begrüßen. Immer wieder eckt sie an, weil sie spaltet, statt zu versöhnen, weil sie nachvollziehbare Trauer um die verlorene Heimat in ein allzu ruppiges Auftreten kleidet. Auch wenn sie aufrichtig für die Vertriebenen kämpft, erreicht sie so häufig das Gegenteil ihrer Ziele und weckt regelmäßig Unverständnis.
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