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Osnabrück (ots)

Höchste Zeit

Der Plan war ganz anders: Nach dem Zusammenbruch der DDR sollten die wirtschaftlich maroden neuen Bundesländer innerhalb weniger Jahre zum florierenden Westen aufschließen. 20 Jahre nach der deutschen Einheit ist dieses Ziel immer noch nicht erreicht. Schlimmer noch: Der Lohnabstand zwischen Ost und West wächst.

Allerdings ist die Lohnkluft nicht in erster Linie Ausdruck der wirtschaftlichen Schwäche des Ostens, sondern das Ergebnis ostdeutscher Tarifpolitik. Seit zwei Jahrzehnten machen viele westdeutsche Unternehmen ein Engagement im Osten von Zugeständnissen der Gewerkschaft in der Tarifpolitik abhängig. So haben selbst florierende Konzerne wie Volkswagen im Osten Tarif-Abschlüsse ausgehandelt, die deutlich unter Westniveau liegen. Die einfache Formel heißt: Weniger Lohn für gleiche Arbeit. Die Folgen treten in den fünf neuen Ländern von Jahr zu Jahr immer deutlicher zutage.

Zudem hat weniger als jeder zweite ostdeutsche Arbeitnehmer einen Tarifvertrag. Automatische Lohnsteigerungen sind damit ausgeschlossen, während im Westen vielerorts die Löhne wachsen. Die Flucht junger Leute Richtung Westen wird sich deshalb künftig sogar verstärken. Diese Entwicklung könnten die Gewerkschaften abschwächen, indem sie endlich Tarifverträge auf West-Niveau abschließen. Nur wenn die Lohntüte im Westen nicht automatisch voller ist als im Osten, werden junge Leute ihre berufliche Zukunft nicht in Bayern sehen - sondern in Sachsen.

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