Neue OZ: Kommentar zu Kassel
Museen
Osnabrück (ots)
Die neue Herkulestat
Die fünf Tonnen schwere Spitzhacke steckt so selbstverständlich im Fuldaufer, als hätte sie der steinerne Herkules sechs Kilometer weit von der Wilhelmshöhe hinunter in das Kasseler Stadtzentrum geschleudert. 1982, zur Documenta 7, trieb Pop-Art-Veteran Claes Oldenburg mit seinem Riesenobjekt hintersinnigen Spaß mit großen Fürstenträumen von einer repräsentativen Kultur. Stadt Kassel und Land Hessen nehmen die Tradition auf. Das Gefüge der Museumslandschaft Kassel erhält zwei zusätzliche Häuser - ein nachdrückliches Signal in Zeiten klammer Kulturkassen.
Kassel leistet sich damit hingegen keinen überflüssigen Luxus, sondern macht genau das, was in der Kulturwelt gerade zentrales Thema ist: Stadt und Land vervollkommnen eine Kulturmarke, mit der sie einen Standort weiter sichtbar machen können, der jahrzehntelang unter seiner Randlage unweit der Mauer gelitten hat. Mit dem Label "Documenta-Stadt" hat Kassel einen ersten Schritt heraus aus der Schattenexistenz gemacht. Mit der Museumslandschaft werden die Schätze, über die diese Stadt verfügt, angemessen, also weithin sichtbar inszeniert. In Kassel wird also alles richtig gemacht. Die Verantwortlichen nehmen Geld in die Hand wie Herkules die Spitzhacke - für einen weiten Wurf.
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