Neue OZ: Kommentar zu Scholz
Hamburg
Osnabrück (ots)
Wohltuend sachlich
Olaf Scholz war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nach dem gescheiterten schwarz-grünen Experiment an der Elbe vermittelte der gebürtige Osnabrücker im Hamburger Wahlkampf den Eindruck von Bodenständigkeit und Verlässlichkeit. Neben dem blassen Christoph Ahlhaus genügten diese Attribute, um im Vergleich zu seinem CDU-Konkurrenten hanseatischer zu wirken und damit die Alleinherrschaft zu gewinnen. Mit seiner Regierungserklärung untermauert der neue Erste Bürgermeister diese Eindrücke: Scholz poltert nicht, sondern er verspricht Pragmatismus - und bleibt dabei wohltuend sachlich.
Zu früheren Berliner Zeiten wurde der SPD-Politiker noch wegen seiner monotonen Sprechmelodie als "Scholzomat" verspottet. Gestern klang in seinen Worten gerade deshalb ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit mit. "Wir wollen nicht Effekt über Substanz stellen", sagte Scholz. Die Vernunft solle im Zentrum stehen. Gemäß diesem Motto rief der Bürgermeister bescheiden die vier Oppositionsparteien zur Partnerschaft auf, statt mit der Vorgängerregierung abzurechnen. Dabei wäre das durchaus angebracht gewesen, hat sie ihm doch eine Schuldenlast in Höhe von 28 Milliarden Euro hinterlassen. Eine Hypothek, die Scholz' Vorhaben, ein modernes Hamburg zu schaffen, nicht einfach macht. Zumal er - dem Pragmatismus geschuldet - gestern eines nicht schaffte: eine Aufbruchstimmung zu erzeugen.
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