Neue OZ: Kommentar zu Kultur
Literatur
Williams
Osnabrück (ots)
Regie gegen Autor?
Wer hat das letzte Wort auf der Bühne? Der Autor oder die Regie? Im besten Fall sind hoffentlich beide zu hören.
Tennessee Williams' Festlegungen sind 30 Jahre alt, und sie entstammen einer Dramatik, die ihre Hochphase in den 50er-Jahren erlebte. Natürlich werden testamentarische Vorgaben früher oder später überholt. Das deutsche Urheberrecht gilt sieben Jahrzehnte - ein Zeitraum, in dem Generationen von Theatergängern ihr Bewusstsein für inszenatorische Brüche üben und schärfen können. Vermutlich könnte auch ein Tennessee Williams heute ohne seine Schutzklauseln auskommen.
Gleichzeitig gilt: Die Bühnen können genauso gut mit den Klauseln leben. Jede Kunst hat materielle Grenzen; wie nützlich das für die Kreativität sein kann, bewiesen die Filmemacher der Dogma-Schule, die sich selbst künstliche Auflagen machten, um sich zu neuen Bildern zu zwingen. So kann auch das Testament von Tennessee Williams fruchtbar sein - als Spielregel, die lieb gewonnene Routinen aufbrechen hilft.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell