Neue OZ: Kommentar zu Standort für Kunst von Sinti und Roma
Osnabrück (ots)
Kernqualifikation der Globalisierung
Eine Galerie-Gründung ist nicht zuletzt eine geschäftliche Angelegenheit; bei allem Engagement dahinter steht sie nicht im Verdacht der menschelnden Wohltätigkeit. Dass in Berlin nun ein Standort für Kunst von Sinti und Roma entsteht, ist denn auch alles andere als die symbolische Wiedergutmachung für eine Geschichte der Ausgrenzung und Verfolgung.
Im Gegenteil: Über Jahrhunderte haben die Ethnien in unterschiedlichen Kulturen gelebt; ihre Tradition war damit schon immer von den Notwendigkeiten geprägt, die heute die Globalisierungsdebatte bestimmen: von einer doppelten Befähigung zu Anpassung und Selbstbehauptung. Diese Vermittlung zwischen Eigenem und Fremdem wird in einer immer schneller zusammenwachsenden Welt zur Kernqualifikation.
Kultur macht die Reibung widerstrebender Kräfte kommunizierbar. Sinti und Roma sind Experten dafür. Die Galerie für ihre Kunst ist dabei nur ein Mosaikstein in einem großen Bild: Ob es türkische, russische oder Sinti-Biografien sind, die den Kulturbetrieb prägen: Migration ist immer seltener das Problemthema der Kunst und immer öfter ihre produktive Grundlage.
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