Neue OZ: Kommentar zu Jacob-Grimm-Preis
Osnabrück (ots)
Poetin oder Slam: Wer ist gemeint?
Loriot, Cornelia Funke, Udo Lindenberg - und nun? Nora wer? Immer wieder ist der Jacob-Grimm-Preis an Prominente vergeben worden. Mitunter wurden zwar auch fachbezogene Einzelleistungen prämiert: Der Verfassungsrichter Paul Kirchhof bekam den Preis für seine Verdienste um das Paragrafen-Deutsch, Putins Gattin für die Pflege des Deutschen als Fremdsprache. Die meisten Preisträger aber vereinen verbale Originalität mit Popularität - und lenken so die Aufmerksamkeit eines großen Publikums auf die Sprache.
Mit Nora Gomringer soll nun wohl auch die ganze Poetry-Slam-Szene ausgezeichnet werden. Der Zeitpunkt passt: Wenn der erste Slam tatsächlich 1986 in Chicago stattfand, wird das Phänomen gerade 25 Jahre alt. Ein Vierteljahrhundert, in dem elitäre Vorstellungen von Dichtung in lustiger Party-Stimmung konterkariert wurden. Diese Breitenwirkung, auf die es beim Grimm-Preis immer ankam, erreicht kein Einzelner. Warum also gerade Gomringer? Fehlte der Mut zum echten Paradigmenwechsel - und zum symbolischen Preis für den Slam als Ganzes? War gar der Anglizismus im Weg? Per Wettbewerb soll dem Slam jetzt jedenfalls ein deutscher Name verpasst werden. Nach allem, was die Sprache der Bewegung verdankt, ist das ein bisschen kleinlich.
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