Neue OZ: Kommentar zu Energiepolitik
Atomausstieg
Osnabrück (ots)
Pikante Pirouette
Man reibt sich die Augen: zuerst die pikante Pirouette beim Atomausstieg und nun womöglich die Abkehr von Reststrommengen. Die Bundesregierung muss bei ihrer Energiewende achtgeben, keine Schwindelanfälle zu bekommen. Die Manager der vier großen Energiekonzerne dürften derweil mit geballten Fäusten in den Taschen herumlaufen. Die diebische Freude nach dem 2010 verkündeten Verzicht auf den Atomausstieg ist einer Ernüchterung gewichen.
Die Wut der Atomstrom-Könige ist dabei sogar verständlich: Ein Wechsel von Reststrommengen zu einem konkreten Ausstiegsjahr bedeutet für Eon und Co. erhebliche Einnahmeverluste. Mit einzelnen Meilern zugeteilten Energiepaketen lässt sich notfalls jonglieren. Geht ein Kraftwerk vorzeitig vom Netz, überträgt man kurzerhand die verbleibende Menge auf eine jüngere Anlage. Bei einem festen Datum funktioniert das nicht mehr. Am Stichtag ist Schicht im Schacht.
Viele Wähler fühlen sich veräppelt. Was sollen sie davon halten, dass sich plötzlich ausgerechnet CSU-Grande Horst Seehofer radikal gibt und den Atomausstieg binnen zehn Jahren für dringend geboten hält? Nicht abzusehen ist, wie die Energiekonzerne auf den Vertragsbruch reagieren: Brennelementesteuer und Ökofonds stehen zumindest auf der Kippe. Dem Bundesetat droht ein Milliardenloch.
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