Neue OZ: Kommentar zu Kultur
Steuern
Stolpersteine
Osnabrück (ots)
Ideeller Gewinn
Ein Messingschild sieht wie das andere aus: Auf diese Sicht reduzieren Finanzbeamte Gunter Demnigs "Stolpersteine". Das ist lachhaft, aber unausweichlich. Denn Kunst und Verwaltung legen Maßstäbe an, die sich diametral widersprechen müssen, und das bei ein und derselben Sache. Steuerprüfer brauchen ein Objekt, um beurteilen zu können. Für den politischen und sozialen Prozess, der die "Stolpersteine" erst zum Kunstwerk macht, fehlt ihnen jeder Maßstab. Wie auch sonst? Denn nur die Messingplakette ist steuerlich fassbar.
Wenn Bewertungen nicht vermittelbar sind, weil ihnen unvereinbare Maßstäbe zugrunde liegen, muss der Konflikt aus der Warte eines übergeordneten Interesses aufgelöst werden. Das kann in diesem Fall nur der Nutzen eines Projektes tätiger Erinnerung an Opfer der NS-Verfolgung sein. Der Finanzminister hat weise votiert, indem er ideellem Gewinn den Vorzug gab. Gunter Demnig gewinnt nicht nur als Künstler, sondern auch als Mahner. Sein Projekt wird weitergehen, zum ermäßigten Steuersatz.
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