Neue OZ: Kommentar zu russische Justiz
Osnabrück (ots)
Kein gutes Licht
Zufall oder Berechnung? Wenige Wochen vor dem fünften Jahrestag des Mordes an Anna Politkowskaja nimmt die russische Justiz - wie schon öfter in diesem Fall - Druck aus dem Kessel, indem sie einen Fahndungserfolg meldet. Nun wird der Öffentlichkeit der mutmaßliche Organisator der Bluttat präsentiert. Sogar Hinweise auf den Auftraggeber wollen die Ermittler haben.
Dennoch bleibt die Angelegenheit mysteriös: Der nun festgenommene Ex-Oberstleutnant der Kriminalpolizei ist ausgerechnet jener anonyme Zeuge der Staatsanwaltschaft aus dem ersten Prozess 2008, der mit Freisprüchen für die mutmaßlichen Mittäter endete. Erst vor Kurzem wurde mit Rustam Machmudow ein Tschetschene gefasst, der der Todesschütze sein soll.
Auch wenn die Spur nach Grosny noch als die plausibelste gilt - der Fall Politkowskaja wirft kein gutes Licht auf Polizei und Justiz in Russland. Dabei ist Präsident Dmitri Medwedew 2008 mit dem hehren Vorsatz angetreten, diesen Augiasstall auszumisten. Tragisch ist das vor allem für die Angehörigen der mutigen Reporterin, ernüchternd aber auch für alle anderen kritischen Journalisten im Land.
Bleibt die Hoffnung, dass in einem neuen Prozess endlich die Wahrheit ans Licht kommt und die Schuldigen ihre Strafe erhalten. Das muss schließlich auch im Interesse des Kremls sein, dem nach wie vor eine Verwicklung in den Mord nachgesagt wird.
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