Neue OZ: Kommentar zu Libyen
Osnabrück (ots)
Fähnchen im Wind
Verlogen, heuchlerisch, doppelzüngig - mit vielen Adjektiven lässt sich das Verhalten der westlichen Geheimdienste gegenüber Libyen beschreiben. Einige jener Länder, die sich nun nach dem Sturz Gaddafis auf die Schultern klopfen, haben noch bis vor Kurzem eng mit ihm zusammengearbeitet. Das empört, überrascht aber traurigerweise kaum. Immer wieder ist schließlich seit dem Beginn des NATO-Einsatzes in Libyen kritisiert worden, dass viele der hier engagierten Staaten ihr Fähnchen nach dem Wind drehten und mit Gaddafi einen bis dahin nützlichen Freund fallen ließen.
Die nun aufgetauchten Geheimdienstdokumente bestätigen dies nur. Nichtsdestotrotz sind sie ein Armutszeugnis für Europa, namentlich Großbritannien, und die USA. Viele Jahre hatten sie offensichtlich kein Problem damit, den Herrscher bei der Unterdrückung seines Volkes zu unterstützen.
Damit steht die Zusammenarbeit in einer hässlichen Reihe mit Foltervorwürfen gegen die CIA im Anti-Terror-Kampf oder der Unterstützung anderer despotischer Regime, etwa dem ultrakonservativen sunnitischen Königshaus in Saudi-Arabien. Westliche Politik, die nur zu gerne damit auftrumpft, für Werte und Moral einzustehen, darf ihre Prinzipien für realpolitische Interessen nicht einfach über den Haufen werfen. Nichts macht unglaubwürdiger.
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