Neue OZ: Kommentar zu Diakonie
Verdi
Osnabrück (ots)
Keine leichte Beute
In den Auseinandersetzungen zwischen Verdi und der Diakonie in Niedersachsen geht es nicht ums Geld. Es geht um Macht, und ums Überleben. Die Dienstleistungsgewerkschaft verliert seit ihrer Gründung vor zehn Jahren immer mehr Mitglieder. Selbst für Deutschlands größte Arbeitnehmer-Vertretung stellen sich damit im Laufe der Jahre existenzielle Fragen.
Verdi braucht also dringend neue Mitglieder. Die rund 40 000 Beschäftigten der Diakonie in Niedersachsen erscheinen deshalb als eine ideale Zielgruppe. Die Unzufriedenheit unter ihnen wächst, weil auch ihr Arbeitgeber den Rotstift ansetzt. Vergleichsweise üppige Gehaltszuwächse gehören längst der Vergangenheit an. Zudem ist der größte Teil der Beschäftigten nicht gewerkschaftlich organisiert. Es scheint, als wäre das Diakonie-Personal für Verdi leichte Beute.
Doch der Eindruck täuscht. Die Organisation hat gegenüber der evangelischen Kirche kaum Druckmittel, um ihre Forderungen durchzusetzen. Jahrhundertealtes Kirchenrecht erlaubt der Diakonie, ihre personellen Angelegenheiten ohne Einmischung von außen zu regeln. Sollten die Mitarbeiter den Eindruck gewinnen, dass sie mit internen Verhandlungen mehr erreichen als mit Verdi-Hilfe, werden sie den Gewerkschafts-Werbern schon bald die kalte Schulter zeigen. Schlimm wäre das nicht. Schließlich kamen beide in den vergangenen Jahrhunderten auch ohneeinander aus.
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