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Neue OZ: Kommentar zu Deutschland
Türkei
Gül

Osnabrück (ots)

Unter Freunden

Wohin steuert die Türkei? In die EU als überwiegend westlich geprägtes Vollmitglied? Oder steigt das wirtschaftlich aufholende Land zu einer regionalen Führungsnation in der postrevolutionären arabischen Welt auf? Oder wird Ankara beides: die Brücke zwischen Orient und Okzident?

Der Staatsbesuch von Präsident Gül in Deutschland wird vielleicht Aufschluss darüber geben, was Ministerpräsident Erdogan mit seiner kraftmeierischen Außenpolitik verfolgt. In der Zypern-Frage und im Nahost-Konflikt rüstet Ankara verbal massiv auf. Erdogan droht der EU mit einem Boykott, wenn 2012 die zyprische Ratspräsidentschaft beginnt. Auch der Streit mit Israel eskaliert. Sogar die Anfänge einer Kanonenboot-Rhetorik klingen durch, wenn es um das Reizthema Palästina geht.

Für gewisse Irritationen im deutsch-türkischen Verhältnis dürfte auch die Rüge Güls zu Beginn seines Staatsbesuches sorgen, die Ausländerpolitik der Bundesrepublik sei rechtswidrig. Das sind harte Worte, die ebenso wenig angebracht sind wie Erdogans Warnung "Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Mit solch missverständlichen und ungewohnt aggressiv klingenden Äußerungen tut sich Ankara auf Dauer keinen Gefallen. Die deutsch-türkische Freundschaft scheint jedenfalls im wirklichen Leben in vielen Punkten viel weiter entwickelt zu sein als auf politischer Ebene.

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