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Neue OZ: Kultur-Kommentar zu Wulff
Dieter Wedel

Osnabrück (ots)

Nur der Darsteller einer Rolle?

Kommt nach dem großen Bellheim der kleine Wulff? Mario Adorf dominierte in Dieter Wedels TV-Mehrteiler als raumgreifender Kaufhaus-Magnat die Szenerie. In einem Wedel-Film über den Bundespräsidenten dürfte Moritz Bleibtreu wohl nur einen Zauderer verkörpern. Schloss Bellevue verliert gegen Warenhaus - was für eine Vorstellung.

Dieter Wedel und Nico Hofmann planen keinen Film über Christian Wulff. Aber schon die Frage nach einem solchen Projekt liefert ein weiteres Symptom für den rapiden Ansehensverlust, den Wulff und sein Amt gerade erleiden. Integrationsfigur, Sinngeber, Fels in der tagespolitischen Brandung - all das sollte ein Bundespräsident sein. Der derzeitige Amtsinhaber taugt laut Wedel und Hofmann schon zum TV-Stoff. Das trifft so hart wie eine weitere Enthüllung um Kredite oder Ferienreisen.

Das Gedankenspiel der Filmemacher zeigt auf, welches Kapital Wulff in kürzester Zeit verbrannt hat: Es bestand in der Distanz, die dem Bundespräsidenten Nimbus verleiht und ihm damit erst den Aufbau jener Autorität ermöglicht, die sich aus Wort und Vorbild speist. Diese Distanz zu halten wird in einer medialisierten Welt, die keinen Lebensbereich mehr ausspart, allerdings auch immer schwieriger.

Wer über Wulff als Filmfigur fantasiert, sieht womöglich auch den wirklichen Bundespräsidenten nur als Darsteller einer Rolle. Wie entlarvend. Trost bietet nur der Blick zurück, auf Bundespräsidenten von Statur: Richard von Weizsäcker zum Beispiel. Gegen den sah auch der große Bellheim ziemlich klein aus.

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