Neue OZ: Kommentar zu Zapfenstreich
Wulff
Osnabrück (ots)
Die Aufmerksamkeit gilt jetzt dem Nachfolger
Vier Lieder statt der üblichen drei Stücke hat Christian Wulff für sich beim Großen Zapfenstreich spielen lassen. Symbolik für Maßlosigkeit oder ein letztes Zeichen von selbst empfundener Souveränität? Ab sofort dürfen derartige Deutungen uns nicht mehr über Gebühr strapazieren. Der Große Zapfenstreich zieht den Schlussstrich unter Christian Wulffs Zeit als Bundespräsident. Dass es vielleicht klüger gewesen wäre, die Annahme des Ehrensolds bis zur Klärung der Vorwürfe auszusetzen und im gleichen Atemzug erst einmal auf Zusatzausstattung mit Büro und Dienstfahrzeug zu verzichten, diese gutmeinenden Überlegungen sind mit dem letzten Fanfarenton auch verklungen.
Unter die Causa Wulff kann die Öffentlichkeit ab heute einen vorläufigen Schlussstrich ziehen, der nächste Paukenschlag könnte erst ertönen, wenn die Rechtsprechung über die Vorwürfe gerichtet hat. Oder das Verfahren wird unspektakulär eingestellt. Kleinkarierte Nebensächlichkeiten haben in der Öffentlichkeit und den Medien jedenfalls nichts mehr zu suchen. Die neue Aufmerksamkeit gilt dem zukünftigen Bundespräsidenten und dem Amt des Staatsoberhauptes an sich. Der Nachfolger wird zeigen müssen, dass in den letzten Monaten nur ein Mensch beschädigt worden ist, nicht das Amt in seiner präsidialen Wirkung für Deutschland und darüber hinaus. Joachim Gauck gebühren Respekt und ein gehöriges Maß an Vertrauensvorschuss.
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