Neue OZ: Kommentar zu Kiel
Osnabrück (ots)
Kieler Tränenmeer
Wasser schwappt in Kiel überallhin. Notfalls bis in die Stadtmitte. Jetzt wird auch noch der Rathausplatz geflutet - mit einem Tränenmeer. Wenn dort Puccinis Gefühlsschocker "Tosca" als Open-Air-Spektakel läuft, sollen Zuschauer zu Heulsusen werden. Dazu gibt es "La Traviata" als Überdosis der Emotion. Wieder wird geflennt. Verdi lässt Nordlichter reihenweise dahinschmelzen. Ach Gott, ach nee. Ach Kiel!
Wie muss es um das Theater dieser Landeshauptstadt stehen, dass Erfolg dermaßen herbeigezwungen werden muss? "Tosca" taugt nur draußen zum Theaterereignis. "La Traviata" ist eigentlich die Oper zum Film. Loriots Fassung von "Ein Karneval der Tiere" rezitiert - das ist der beste Witz dieses Spielplan-Aberwitzes - ausgerechnet Sky du Mont. Platter ist Quote selten bedient worden.
Kiel bläst Oper und Theater auf - um sie als Rührstückchen zu verkaufen. Ergriffenheit schlägt Einsicht, Event verdrängt Eleganz. Da hilft nur der ganz andere Besetzungszettel: FDP-Mann Kubicki als Loriot-Rezitator, "Tatort"-Ermittler Borowski als Opernbösewicht Scarpia, Heide Simonis als arme Traviata. Das hätte was.
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