Neue OZ: Kommentar zu Charles Taylor
Osnabrück (ots)
Afrikas erster Diktator vor Gericht
Der Jahrhundert-Prozess gegen Charles Taylor hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Das historische Urteil, der Schuldspruch gegen den früheren Präsidenten Liberias , ist in zweierlei Hinsicht außergewöhnlich. Mit dem UN-Sondertribunal für Sierra Leone verurteilte zum einen erstmals seit den Nürnberger Prozessen ein internationales Gericht ein ehemaliges Staatsoberhaupt. Zum anderen musste sich vor Taylor noch nie ein afrikanischer Diktator für seine Gräueltaten verantworten.
Das Gericht bei Den Haag hatte einen der grausamsten Bürgerkriege der jüngeren Geschichte auf dem Kontinent aufzuarbeiten. Diese Aufgabe meisterte es konzentriert und so zügig wie möglich, ohne die Sorgfalt zu vernachlässigen. Das Ergebnis erschüttert, schafft jedoch Klarheit: Taylor war eine der treibenden Kräfte in dem westafrikanischen Konflikt. Um die Diamantenfelder Sierra Leones zu kontrollieren, unterstützte er die Rebellen der "Revolutionären Vereinigten Front" mit Waffen und Munition. In Zehntausenden Fällen machte er Mord, Vergewaltigung und Verstümmelung erst möglich. Er verursachte ein Flüchtlingsdrama und kassierte dafür die berüchtigten Blutdiamanten, ein widerwärtiges Geschäft.
Wie auch immer das Strafmaß gegen den 64-Jährigen ausfällt, steht doch eines fest: In den von Schergen durchsetzten Staatsführungen Afrikas wird sich herumsprechen, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit gerecht bestraft werden. Das ist tröstlich.
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