Neue OZ: Kommentar zu Architektur
Städtebau
Osnabrück (ots)
Merkwürdige Gemengelage
Als "Geschenk von ThyssenKrupp an Berlin" wollte der Vorstand des Essener Konzerns den geplanten Glaskubus am Schlossplatz verstehen. Doch die Meinungen der Berliner gingen darüber extrem auseinander, wie die Internet-Debatten zeigen. Am härtesten dürfte den Stahlriesen die Moralkeule getroffen haben: Ausgerechnet ein westdeutscher, am Zweiten Weltkrieg beteiligter Rüstungskonzern wolle sich an einen zentralen Platz der DDR-Geschichte setzen, heißt es da sinngemäß. Beißende Kritik kam auch vom Landesdenkmalrat und vom Humboldtforum: Der Glaskubus verstelle künftig nicht nur das Staatsratsgebäude, sondern verdränge gleich auch die Geschichte.
Aber bedeutet es nicht gerade mit dieser moralischen Argumentation, Äpfel mit Birnen zu vergleichen? Nazi-Verbrechen und DDR-Unrechtstaten lassen sich nun einmal nicht in Schwarz auf der einen und Weiß auf der anderen Seite zurechtbiegen. Aber vielleicht wären beide unrühmlichen Geschichtskapitel zu viel für den einen Schlossplatz gewesen. Der Konzern ThyssenKrupp war jedenfalls weise genug, sein "Geschenk" an Berlin zurückzuziehen.
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