Neue OZ: Kommentar zu Norwegen
Massaker
Gedenktag
Osnabrück (ots)
Grenze der Toleranz
Ein gnadenloser Zufall verbindet im Leid zwei Länder, die sich sehr unterscheiden. Während die USA sich nach dem Batman-Blutbad in einem Kino nahe Denver noch im Schockzustand befinden, sucht Norwegen den Weg zurück in die Normalität. Das von Anders Behring Breivik verübte Massaker in Oslo und auf der Insel Utøya hat sich zwar ins kollektive Gedächtnis nicht nur der Norweger eingebrannt. Doch immerhin ist der kleine Staat bei der Aufarbeitung der Wahnsinnstat ein Stück vorangekommen.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört: Norwegen ist es gelungen, sich gegen die fremdenfeindliche Ideologie eines Breivik zu solidarisieren; es rühmt sich, ein tolerantes Land geblieben zu sein. Genau an diesem Punkt ist allerdings eine Bruchstelle unübersehbar. Weil auch in Norwegen Toleranz nicht grenzenlos sein darf, verschärft es die Anti-Terror-Gesetze. Ob damit jedoch der Horror ohne Vorwarnung verhindert werden kann, steht auf einem anderen Blatt.
Schon allein deshalb dürfte die nun aufflammende Debatte in den USA um ein schärferes Waffengesetz schnell wieder erlöschen. Das ist bedauerlich. Denn ein Land, in dem sich jeder legal bis an die Zähne bewaffnen kann und ein junger Schwarzer wie vor Kurzem getötet wird, nur weil er eine Kapuzenjacke trägt, muss über Toleranz neu nachdenken.
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