Neue OZ: Kommentar zu Agrar
Proteste
Osnabrück (ots)
Hauptsache, es schmeckt
Wiesenhof hat ein Problem: Der Name wird mittlerweile mit allem Schlechten in unserer Nahrungsmittelindustrie gleichgesetzt. Die reflexhaften Reaktionen auf die Meldung, der Fleischproduzent könnte Trikotsponsor beim Bundesligaclub Werder Bremen werden, machen das deutlich. Die lange Reihe an Skandalen, mit denen Wiesenhof mal zu Recht, mal zu Unrecht in Verbindung gebracht wird, hat den Ruf leiden lassen.
Die Absicht hinter der Trikotwerbung ist offensichtlich: vom positiven Image der Kicker von der Weser zu profitieren. Welche PR-Abteilung hat sich diesen Coup bloß ausgedacht? Schließlich zeugt er von einer Wahrnehmungsstörung. Die Protestwelle war absehbar, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Aber die Wiesenhof- und Tiermastgegner haben beeindruckend schnell gelernt, die Klaviatur der sozialen Netzwerke in Sachen öffentliche Erregung zu spielen. Schneller noch als die Industrie, die tollpatschig agiert. Eine Steilvorlage für Peta-Aktivisten und Co.
Wiesenhof bleibt nur eines übrig: Deckung nehmen und warten, bis sich der Sturm gelegt hat. Das geht im Internet schneller, als man denkt. Und wenn kommende Saison in der Halbzeit die Würstchenbuden im Weser-Stadion gestürmt werden, interessiert niemanden mehr, wie das arme Schwein, Hähnchen oder was auch immer geschlachtet wurde. Hauptsache, es ist billig und schmeckt. Die Diskussion um unser Essen ist eben vor allem eins: verlogen.
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