Neue OZ: Kommentar zu Geschichte
Extremismus
Lichtenhagen
Gauck
Osnabrück (ots)
Ein echter Gauck
Das war wieder mal ein echter Gauck. Der Bundespräsident aus Ostdeutschland und Rostocker Ehrenbürger hat in Lichtenhagen erneut viele eigene Erfahrungen in eine Rede einfließen lassen. Es war eine persönlich gefärbte und zugleich staatsmännische Ansprache im besten Sinne - mit Kritik am zögerlichen Verhalten von Polizei und Feuerwehr im Sommer 1992 und mit Erklärungen, warum die Krawalle entstanden, ohne dass Gauck das Verhalten der Jugendlichen und der Zuschauer in irgendeiner Form billigte.
Grundsätzliche Ausführungen zum Gewaltmonopol des Staates kamen ebenso vor wie Gaucks Lieblingsthema Freiheit und Verantwortung. Auf die Situation der Asylbewerber ist der Bundespräsident eingegangen, ohne sich in tagespolitischen Details etwa über das Bleiberecht zu verlieren.
Entschieden wandte sich Gauck gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Dabei musste er sich gleichzeitig Zwischenrufe von linksextremistischen Störern anhören. Auch das belegt: Aufrufe zu Toleranz und für eine wehrhafte Demokratie sowie gegen Hass und Gewalt bleiben 20 Jahre nach den erschreckenden ausländerfeindlichen Vorfällen von Lichtenhagen aktuell.
Allen, die immer noch meinen, das Amt des Bundespräsidenten sei überflüssig, beweisen Reden wie diese: Nein, das ist es nicht. Deutschland braucht ein Staatsoberhaupt, das sich für Minderheiten und die Menschenwürde einsetzt.
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