Neue OZ: Kommentar zu Börse/Hochgeschwindigkeitsrechner
Osnabrück (ots)
Die Börse ist kein Casino
Um die Aktienkultur in Deutschland ist es nicht gut bestellt. Nur 8,5 Millionen Bundesbürger besaßen 2011 direkt oder über Fonds Anteile an Unternehmen. In der Euro-Schuldenkrise ist die Sachanlage Aktie in letzter Zeit zwar wieder stärker gefragt. Doch allein die ungewisse Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung müsste zu deutlich mehr Wertpapierbesitz in den Händen von Normalbürgern führen. Die fühlen sich von Profi-Händlern oft ausgetrickst.
Am Vormittag des 28. Oktober 2008 hatte der Kurs der VW-Aktie kurzzeitig sein Allzeithoch von 1005,01 Euro erreicht, gegen Mittag sackte er wieder auf 700 Euro ab. Über die Ursachen dieses Auswuchses der Übernahmeschlacht mit Porsche wird bis heute vor Gericht gestritten. Fest steht aber, dass kaum Kleinanleger ihre VW-Papiere zum Rekordpreis verkaufen konnten.
Die Hochgeschwindigkeitsrechner der Börsenprofis dagegen ermitteln sekündlich kleinste Kursbewegungen und schlagen für ihre Besitzer daraus Kapital. Sie folgen der Mathematik und keiner wirtschaftlichen Logik. Damit putschen sie Anleger auf oder steigern deren Panik.
Der Grundidee des Aktienmarktes, findigen Unternehmern das nötige Kapital zu vermitteln, spricht der Hochfrequenzhandel Hohn. Die Börse darf nicht völlig zum Casino der Spekulanten werden. Daher ist ein Tritt auf die Computerbremse, wie ihn Finanzminister Wolfgang Schäuble plant, längst überfällig.
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