Neue OZ: Kommentar zu Italien
Film
Festival
Venedig
Osnabrück (ots)
Schlechtes Timing
Obsessive Jesus-Verehrung, amerikanische Sekten-Kritik und ein Gangsterfilm, dessen Titel auf die Muttergottes anspielt: Ausgerechnet im katholischen Italien treibt ein Filmfest die religiöse Debatte voran. In seiner zweiten Amtszeit als Festivalchef in Venedig hat Alberto Barbera ein konzises Programm vorgelegt. Und die Jury hat dessen thematische Dichte noch einmal gewaltig verstärkt.
Diese Biennale wird als Filmfest des religiösen Grenzgangs in Erinnerung bleiben. Dass es dabei zu Kontroversen kam, ist nur zu begrüßen. Die Kunst verträgt Mangel an Leidenschaft genauso schlecht wie die Religion.
Der Schönheitsfehler: Beim Konkurrenzfest in Toronto wird der Teppich schon vor der venezianischen Preisverleihung ausgerollt. Noch ehe die Juroren dem Festival seinen inhaltlichen Stempel aufgedrückt haben, waren die ersten US-Stars schon wieder weg. Und mit ihnen die Neugier der Traumfabrik. Schade: Gerade in Hollywood dürfte ein Scientology-kritischer Film wie "The Master" vom europäischen Ruhm profitieren.
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