Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr
Tierversuche
Osnabrück (ots)
Verdrängte Debatte
Mag die Zahl der von der Bundeswehr vorgenommenen Tierversuche vergleichsweise gering sein: Sie wirft ein Schlaglicht auf eine verdrängte Debatte. Kocht das Tabuthema doch hoch, folgt schnell der Hinweis auf Ersatzmethoden.
"Reagenzglas statt Versuchstier" lautet das hehre Anliegen. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Die Zahl der Tierversuche steigt. Wurden 2005 rund 2,4 Millionen Tiere für solche Zwecke "verbraucht" - die Forschung benutzt tatsächlich dieses Wort -, so waren es 2010 etwa 2,9 Millionen Tiere.
Nicht in jedem Fall ist ein solches Experiment zwar verwerflich. Man denke nur daran, dass die - überlebenswichtige - Entdeckung des Rhesusfaktors beim Menschen nur durch Tests an Rhesusaffen möglich wurde. Unsäglich sind indes qualvolle Versuche etwa mit dem Nervengift Botox, nur damit Schönheits-Fetischisten mit aufgepumpten Lippen und Lidern durch die Gegend laufen können. Oder, wie 2010 durch österreichische Forscher geschehen, das Begraben von 29 lebenden Schweinen im Schnee. Das langsame Ersticken der Tiere sollte Erkenntnisse zum Lawinentod liefern.
Bis Ende des Jahres muss Deutschland die EU-Tierversuchsrichtlinie umsetzen. Das wäre eine gute Gelegenheit, den vor zehn Jahren als Staatsziel im Grundgesetz verankerten Tierschutz mit Leben zu füllen. Und endlich einheitliche Bewertungskriterien für Tierversuche zu installieren.
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