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Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Buchmesse
Friedenspreis

Osnabrück (ots)

Schmerzhafte Vorwürfe an den Westen

Verwirrend, was da momentan geschieht: Ein der autoritären Regierung Chinas nicht wirklich fernstehender Schriftsteller erhält den Literatur-Nobelpreis, ein scharfer Kritiker hingegen den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der eine Preis stärkt das Selbstbewusstsein der Führung, der andere wird vermutlich als Einmischung verbucht.

Liao Yiwus Rede führt vor Augen, auf welch tönernen Füßen die politische Diplomatie gegenüber China steht. Sein harscher Vorwurf an den Westen, im Namen des freien Handels "gemeinsame Sache mit den Henkern" zu machen, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Zugleich führt aggressive Abgrenzung gegenüber dem Land sicher nicht zu friedlicher Demokratisierung. Wohlstand macht geschichtsvergessen, meint Liao Yiwu, ein kollektiver Weg aus der Armut ist aber oft der einzige Weg fort von Willkürherrschaften. Wer recht behält, ist offen und schmerzt daher wie das Schicksal des Dissidenten und seiner Leidensgenossen. Vielleicht bewirkt seine Anklage ja eines: die politische Entwicklung in China nicht einfach auszusitzen, sondern sie mit unermüdlicher Kritik zu begleiten.

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