Neue OZ: Kommentar zu Prozesse
Somalia
Piraten
Osnabrück (ots)
Täter und Opfer zugleich
Vor rund 600 Jahren soll Seeräuber Klaus Störtebeker in Hamburg geköpft worden sein. Nun endete in der Hansestadt der erste Piratenprozess auf deutschem Boden seit Jahrhunderten. Die Richter verhängten in dem fairen Mammutverfahren gegen zehn Somalier Haftstrafen von bis zu sieben Jahren. Sie hatten den deutschen Frachter "Taipan" gekapert, die Mannschaft in Geiselhaft genommen und versucht, Lösegeld zu erpressen. Dass die Matrosen mit dem Leben davonkamen, war dem Einsatz niederländischer Spezialkräfte zu verdanken. In Hamburg saßen somit Schwerkriminelle auf der Anklagebank, doch gleichzeitig wurde während der 105 Verhandlungstage klar: Gerade für die drei jüngsten Seeräuber gilt, dass sie Täter und Opfer zugleich sind.
Somalia, das ist Bürgerkrieg, Hunger, Verzweiflung, Fanatismus. Die damals minderjährigen Seeräuber wuchsen nicht mit Klavierunterricht auf, sondern mit der Kalaschnikow. Ihr Schicksal macht deutlich, dass die Ursachen der Piraterie mit militärischen Mitteln nicht zu bekämpfen sind. Der Schutz der internationalen Seefahrt durch deutsche und alliierte Kriegsschiffe bleibt wichtig. Es kommt aber vor allem darauf an, die Krisenherde im Land zu befrieden. Erste Fortschritte haben Friedenstruppen der Vereinten Nationen in Mogadischu erzielt. Doch Somalias Gesellschaft benötigt noch große Anstrengungen, um im 21. Jahrhundert anzukommen.
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