Neue OZ: Kommentar zu Blitzoffensive/Radarkontrollen
Osnabrück (ots)
Ab heute wieder Vollgas
Drei Fernsehteams, vier Radioreporter, noch mehr schreibende Kollegen: Klingt nach dem Rücktritt eines höheren Politikers. Gestern standen all diese Medienmenschen aufgeregt auf dem platten Land hinter Osnabrück. Dort betrachteten sie langsam vorbeizuckelnde Autos und ärgerten sich über zu wenig Action. Eine skurrile Szene.
Die Tatsache, dass sie alle zu einem der 4000 Messpunkte der Blitzoffensive kamen, zeigt: Die PR-Arbeit der Polizei funktioniert, gute Antworten auf kritische Fragen lagen bereit. Flächendeckende Abzocke des Bürgers? Unzutreffend, da die Messpunkte vorher bekannt waren. Daraus folgende Ineffektivität der Kontrollen? Keinesfalls, da Autofahrer vor allem sensibilisiert werden sollen für Gefahren des Rasens.
So ehrenvoll der Ansatz ist: Bleifuß-Raser lassen sich kaum sensibilisieren, wenn heute wieder fast überall Vollgas gegeben werden kann, weil kaum noch kontrolliert wird. Die inflationäre Ausrufung der Blitzoffensive wie in Nordrhein-Westfalen, wo sie 2012 schon dreimal stattfand, ist daher der falsche Weg.
Behördenchefs und Politiker sollten nicht Streifenpolizisten für PR-Aktionstage einspannen. Falls diese in der Verbrechensbekämpfung entbehrlich sind, sollten sie ohne Vorwarnung kontrollieren: Das ist effektiver und trifft mehr Raser durch Strafen. Und wer die Zahl der Verkehrstoten wirksam weiter senken will, muss an Fahranfänger und Rentner denken, die seit Jahren stetig mehr Unfälle verursachen. Das Problem: Pflicht-Sehtests für Alte und neue Hürden für Junge passen in keine allseits akzeptierte PR-Strategie.
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