Neue OZ: Kommentar zu China
Osnabrück (ots)
Kuriose Umkehr
Hammer und Sichel im Wappen dürfen niemanden täuschen. China ist längst keine kommunistische Diktatur mehr, und der jetzige Machtwechsel fügt sich nahtlos in den Wandel ein. Das gilt für das neue Personal an der Spitze von Partei und Staat. Es gilt aber noch mehr für die programmatischen Verfassungsänderungen des Volkskongresses.
Marxismus-Leninismus und die Lehren des Staatsgründers Mao Tse-tung werden endgültig zu rein historischen Wurzeln erklärt. Maxime des Handelns sind sie schon länger nicht mehr. Der wirtschaftliche Reformansatz von Deng Xiaoping und Jiang Zemin ist inzwischen Alltag, die neue Führung verbindet ihn bereits mit Ökologie und Sozialpolitik. Was das konkret bedeutet, zeigt sich beispielhaft in Nordafrika beim Wüstenstrom-Projekt Desertec. Während die europäische Politik zaudert und erste deutsche Konzerne abspringen, bereiten die Chinesen den Einstieg vor.
In solcher Weise kühn zu investieren, ein Scheitern in Kauf zu nehmen und im Falle eines Erfolges ungeheuer zu profitieren: Das hat nichts mit Kommunismus zu tun, sondern ist bestes unternehmerisches Denken, wie es dem Westen in seinem wachsenden Glauben an die Vorsorge- und Versorgungspflicht des Staates zusehends abhandenkommt. Politische und ideologische Vorzeichen scheinen sich umzukehren - wie kurios.
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