Neue OZ: Kommentar zu Deutsche Bank/Kirch-Erben
Osnabrück (ots)
Guter Mann in der Zange
Jürgen Fitschen ist nicht zu beneiden. Die Münchener Justiz und die Frankfurter Strafverfolger nehmen ihn in die Zange. In beiden Fällen muss er für Verfehlungen geradestehen, an denen er wahrscheinlich selbst nicht beteiligt war. Der damalige Vorstandschef Rolf Breuer hat der Bank das Kirch-Debakel eingebrockt. Und der Vorwurf des Steuerbetrugs gegen den heutigen Ko-Chef Fitschen beruht aller Wahrscheinlichkeit nach auf einer formalen Unterschrift, die er unter die Umsatzsteuererklärung der Bank für 2009 gesetzt hat.
Für die Lupenreinheit der Erklärung zu sorgen war damals Sache des Finanzvorstands Stefan Krause. Bei Ministern würde man sagen: Fitschen ist politisch mitverantwortlich.
Im Kirch-Breuer-Fall schwinden die Chancen der Bank dahin, einer hohen Schadenersatzzahlung zu entgehen. Dennoch weicht Fitschen keinen Millimeter. Ein wesentliches Motiv dürfte sein: Zahlt die Bank, muss sie nach dem Aktiengesetz Breuer in Regress nehmen. Das würde Breuer die finanzielle Existenz kosten. Die absehbare Häme gegen ihn, gegen Fitschen sowie Ko-Vorstandschef Anshu Jain wäre für die Bank zudem eine öffentliche Demütigung.
Jürgen Fitschen gilt als bodenständig und genießt einen guten Ruf unter den Firmenkunden der Bank. Die Arroganz mancher Kollegen aus seinem Hause liegt ihm fern. Dass er im Kreuzfeuer steht, ist dennoch legitim. Es gehört zu seinem gut bezahlten Job.
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