Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen
Air Berlin
Osnabrück (ots)
Der Unvollendete
Vielleicht sieht sich Hartmut Mehdorn in der Opferrolle von Gerhard Schröder. Auch vom Typ her ist der bisherige Air-Berlin-Chef dem letzten SPD-Kanzler ähnlich. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied: Mit seiner Agenda 2010 hatte Schröder eine Idee, und auch Instrumente parat, mit denen sie sich verwirklichen ließ. Mehdorn mag eine Idee gehabt haben, wie die Bahn nach einem Börsengang aussehen sollte. Nur war sie unrealistisch und die Einsichtsfähigkeit ihres Erfinders begrenzt. Die Bahn, die Mehdorn 2009 verließ, bleibt noch lange eine Baustelle.
Dasselbe könnte nun der Fluglinie Air Berlin blühen. So hat sich Mehdorn unter Deutschlands Topmanagern einen Ruf als der Unvollendete erworben. Gerecht wird er dem kantigen Unternehmenslenker nicht ganz. Denn bei Air Berlin hätte es schlimmer kommen können. Schließlich war es Mehdorn, der einen Finanz-Crash verhinderte, indem er den zahlungskräftigen Großaktionär Etihad an Bord holte. Und es war Mehdorn, der rechtzeitig unrentable Strecken strich, von denen Konkurrenten sich fälschlicherweise noch Gewinn erhofften. Ein Anfang bei Air Berlin ist also gemacht. Mehr durfte man von einem, der mit 69 Jahren auf den Chefsessel berufen wurde, nicht erwarten. Und bei Mehdorns Berufslaufbahn muss man auch sehen, dass es ein Leben vor der Bahn und Air Berlin gab. Bei Airbus zum Beispiel hat er mit erfolgreicher Arbeit viele Jobs in Deutschland gesichert.
Norbert Meyer
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