Alle Storys
Folgen
Keine Story von DIE ZEIT mehr verpassen.

DIE ZEIT

NGO: Deutsche Bank finanziert weiter Hersteller von Streumunition

Hamburg (ots)

Die Deutsche Bank hat nach Recherchen der finanzmarktkritischen Organisation "Facing Finance" ihr Versprechen gebrochen, nicht mehr in Hersteller von Streumunition zu investieren. Eine bislang unveröffentlichte Studie der Organisation, die ZEIT ONLINE vorliegt, kommt zu dem Ergebnis, dass die Bank auch nach ihrer Erklärung vom November des vergangenen Jahres einen Kredit an das Technologieunternehmen L-3 Communications vergeben hat. Zudem haben der Studie zufolge mehrere Dutzend von der Deutschen Bank oder einem Tochterunternehmen gemanagte Investmentfonds einen Teil des von ihnen verwalteten Geldes in Unternehmen angelegt, die Streubomben produzieren.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann habe "schlicht nicht die Wahrheit" gesagt, als er den Ausstieg aus dem Streubombengeschäft verkündet hat, sagte Thomas Küchenmeister, Koordinator von "Facing Finance", zu ZEIT ONLINE. Das Volumen der fraglichen Geschäfte beläuft sich nach Angaben der Organisation auf 1,4 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank bestreitet den Vorwurf der Organisation. L-3 Communications habe versichert, keine Streubomben mehr zu bauen, sagte ein Sprecher der Bank. Den Managern der Investmentfonds sei es zudem aus juristischen Gründen bisher nicht möglich gewesen, aus den betreffenden Unternehmen auszusteigen. Unabhängige Experten halten die Argumente der Bank jedoch für wenig überzeugend. Das Beratungsunternehmen Ethix, das auch die Deutsche Bank mit Informationen beliefert, stuft L3-Communications nach wie vor als Streubombenhersteller ein. Skeptisch beurteilen Fachleute auch die Aussage der Bank, die Fondsmanager hätten die Aktien von Streubombenherstellern nicht ohne Weiteres abstoßen können: "Ich sehe nicht, was daran schwierig sein sollte", sagte Thomas Heidorn, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance and Management.

Die Deutsche Bank hatte am 9. November 2011 öffentlich erklärt, sich aus den Geschäften mit Streubombenherstellern zurückzuziehen. "Die Deutsche Bank hat darüber hinaus jetzt entschieden, dass sie Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen einstellen wird, die neben vielen anderen Produkten auch Streubomben produzieren", hieß es in der Erklärung.

ZEIT ONLINE hat die Recherchen des Analyseinstituts Profundo und von Facing Finance in dieser interaktiven Grafik visualisiert: www.zeit.de/wirtschaft/streubomben

Das vollständige ZEIT ONLINE-Interview mit Thomas Küchenmeister von "Facing Finance" finden Sie unter: www.zeit.de/wirtschaft/2012-03/streubomben-kuechenmeister

Den vollständigen ZEIT ONLINE-Text zu dieser Meldung finden Sie unter: www.zeit.de/2012/13/Streubomben

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Philip Faigle, ZEIT ONLINE (Tel.: 030 / 322950-138. E-Mail:
philip.faigle@zeit.de) und Wolfgang Uchatius, DIE ZEIT, (Tel.:
040-3280-283, E-Mail: wolfgang.uchatius@zeit.de).

Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: DIE ZEIT
Weitere Storys: DIE ZEIT
  • 16.03.2012 – 11:07

    Oskar Lafontaine: "Heiko Maas ist undankbar"

    Hamburg (ots) - Der Spitzenkandidat der saarländischen Linkspartei und ehemalige Bundesparteichef der SPD hat scharfe Kritik an seiner früheren Partei geübt. Die SPD würde sich bei "Koalitionsfragen nicht mehr von politischen Programmen" leiten lassen, sondern von persönlichen Befindlichkeiten, sagte er im Interview mit ZEIT ONLINE. Er selbst habe da "eine gegenteilige Auffassung", sagte Lafontaine: "Ich würde mit ...

  • 14.03.2012 – 13:30

    Star-Bariton Gerhaher hält sich nicht für herausragenden Musiker

    Hamburg (ots) - Der deutsche Star-Bariton Christian Gerhaher beurteilt seine Fähigkeiten zurückhaltend. "Ich war nie ein herausragender Musiker", sagte der 42-Jährige dem ZEITmagazin über seinen schwierigen Weg zum Erfolg. "Mein Pianist und ich sind immer als Underdogs behandelt worden. Wir hatten keine Aufführungsmöglichkeiten. Wir wurden nie (...) von irgendjemandem gefördert", so Gerhaher. Darüber sei er aber ...

  • 08.03.2012 – 10:33

    Harry Belafonte hat "große Sympathien" für die Occupy-Bewegung

    Hamburg (ots) - Der Entertainer Harry Belafonte, 85, hat "große Sympathien" für die weltweite "Occupy"-Bewegung: "Ich bin fast zwangsläufig auf der Seite der Leute, die auf die Straße gehen und ein Unbehagen formulieren. Sei dieses Unbehagen auch noch so konfus", sagte Belafonte dem ZEITmagazin. Seine Frage an Wirtschaftsexperten laute: "Wie wollt ihr euer System ...