Neue OZ: Kommentar zu Museumsobjekte
Osnabrück (ots)
Fahrzeug für die Zeitreise
Ob später einmal iPad-Hüllen oder Liebesschlösser im Museum von Besuchern einer künftigen Generation bestaunt werden? Die Frage klingt nicht nur heute hypothetisch. Sie wäre für Menschen des Mittelalters mit Blick auf ihre Lebenswelt wohl nicht einmal vorstellbar gewesen. Aber heute betrachten wir, was vor Jahrhunderten den Alltag prägte - als Gebrauchsobjekt wie das Almosen-Täschchen oder als Medium wie die Gebetsnuss mit mikroskopisch kleinen Schnitzereien. Langweilige Hinterlassenschaften? Mitnichten. Museumsobjekte faszinieren als Fahrzeuge der Zeitreise. Sie führt vielleicht nicht direkt zu den Menschen der Vergangenheit, wohl aber in ihren körperlichen Nahbereich, in ihre Alltagswelt, ihre Medien. Mit Objekten werden Themen, Vorlieben und Hoffnungen lesbar. Sie unterscheiden sich in zentralen Aspekten oft nicht einmal so dramatisch von den Lebensfragen, die Menschen heute bewegen. Das neue Interesse für Ausstellungen zur Geschichte und Kunst ferner Jahrhunderte weist seit Jahren genau darauf hin. Die Hamburger Wiedereröffnung trifft deshalb einen Nerv. Mittelalter ist spannend - und wie.
Stefan Lüddemann
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